Liebe zum Studentenrat

■ Studierendenparlamentarier der Humboldt-Universität mögen ASta nicht

Berlin. Die Humboldt-Studierenden können nicht lassen vom Studentenrat, ihrer heimlichen Liebe. Vergangene Woche sollte sich das Studentenparlament konstituieren und einen Allgemeinen Studentenausschuß (ASta) wählen. Es vertagte sich jedoch wieder, um ein anderes Modell von Studentenvertretung zu konstruieren. Ein Arbeitspräsidium mit VertreterInnen aller gewählten hochschulpolitischen Gruppierungen wird nun nach etwas suchen, hieß es, „das ein bißchen in Richtung StuRa (Studentenrat, Red.) geht“.

Das erste Studentenparlament der Humboldt-Universität ist störrisch, weil es die westlichen Gepflogenheiten nicht nachahmen will: als Parlament den ASta zu wählen und sich dann für ein Jahr bis zur Anhörung des Rechenschaftsberichts zu vertagen. Das Studentenparlament solle sich alle drei, vier Wochen treffen, meinte Ada Sasse, die selbst Mitglied ist. Als Grund führte Sasse an, daß an der Universität „teilweise Westbedingungen einziehen“ würden. Es gebe die ersten überfüllten Seminare. Da müßten die studentischen Abgeordneten öfter tagen, um die Probleme der Studis zu debattieren. Das jetzt eingerichtete Arbeitspräsidium solle „arbeitsfähige Strukturen schaffen“, meinte Andreas Huth von der Gruppe „Geozentriker für Utopia“.

Die Beteiligung bei der Wahl zum Studentenparlament im Februar war ausgesprochen niedrig. Nur 5,8 Prozent der Studis gingen an die Urne. Das Engagement der Studierenden sei zurückgegangen, bedauerte der Dekan der Sozialwissenschaften, Dieter Segert. „Das beunruhigt mich“, sagte Segert. Wie die Studentenzeitung UnAufgefordert berichtet, habe es eine Reihe von Unregelmäßigkeiten gegeben. In Geschichte und Philosophie habe jeder wählen dürfen, egal ob zum Fachbereich gehörend oder nicht. „Ein Wunder“ heißt es in der UnAufgefordert, „daß diese Wahlen noch nicht für ungültig erklärt wurden.“

Im Studentenparlament selbst hat die „IG StuVe“, die „Studentenvertretung“, eine stabile Mehrheit. 35 der 60 Sitze nimmt die fächerübergreifende Liste ein. Außerdem sind Mutvilla vertreten, die lesbisch-schwule Interessenvertretung (sieben Sitze), die Hochschulgruppe Demokratischer SozialistInnen (6) und eine „Unabhängige naturwissenschaftliche Liste“ (4). RCDS, Jusos, „Mach hier Dein Kreuz“, „Geozentriker für Utopia“ und die Sympathische Liste haben ein oder zwei Stimmen.

Zwischen der Studentenzeitung UnAufgefordert und dem Parlament scheint im übrigen keine gute Stimmung zu herrschen. Der Artikel über die konstituierende Sitzung mokiert sich darüber, daß „alles kommissarisch“ ist. „Über die vielen unsinnigen Diskussionen zu berichten wäre unfair“, schreiben die Leute von UnAufgefordert. Das Studentenparlament trifft sich am 6. Mai wieder. cif