Die FU berief 1992 nur eine einzige Frau

■ Frauenbeauftragte zogen Bilanz

Berlin. Von den 35 Berufungen, die die FU im letzten Jahr aussprach, ging nur eine einzige an eine Frau. An der TU gibt es an 13 von 22 Fachbereichen überhaupt keine Hochschullehrerin. Nur 69 der bisher an den Ostberliner Hochschulen erteilten 436 Rufe ergingen an Wissenschaftlerinnen. An einigen Hochschulen im Ostteil Berlins sind Frauenbeauftragte nicht vorgesehen oder amtieren noch nicht offiziell. Demzufolge können sie auf die laufenden Berufungsverfahren sowie die Formulierung der Studieninhalte keinen Einfluß nehmen.

Das ist die traurige Bilanz, die die Frauenbeauftragten von 15 Berliner Hochschulen auf ihrem gestrigen zweiten Jahreskongreß zogen. Trotz Frauenbeauftragten, Landes-Antidiskriminierungsgesetz und Förderplänen hat sich der Frauenanteil beim wissenschaftlichen Lehrpersonal oft verschlechtert. Von Hilfskräften angefangen, sinkt ihr Anteil über den Mittelbau bis in die Professuren kontinuierlich. Werden Frauen auf einen Lehrstuhl berufen, bekommen sie meist die finanziell und personell schlechter bestückten Professuren. Die Chance, die Umstrukturierung der Wissenschaftslandschaft im Osten zugunsten qualifizierter Frauen zu nutzen, wurde vertan.

Wegen der unbefriedigenden Ausstattung ihrer Stellen seien ihre Möglichkeiten, Frauenrechte wirksam einzuklagen, begrenzt, monierten die Frauenbeauftragten. Kritik übten sie an der Politik von Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU). Die Förderprogramme des Landes Berlin, mit denen Stellen sowie Forschungsmittel für Frauen bereitgestellt wurden, laufen 1994 aus. „Erhardt hat noch in keinem Wort gesagt, daß er sie fortschreiben will“, so Christine Färber von der FU. Auch im neuen Hochschulstrukturplan kämen Frauen nur auf einer Seite vor. cor