Veranstalter rechnen mit 10.000 Teilnehmern

■ 1.-Mai-Demo: Autonome wollen Konfrontation mit RIM vermeiden

Berlin. Obwohl sich im Vorfeld der 1.-Mai-Demonstration autonome Gruppen gegenseitig beschimpften und zerstritten, erwarten die Organisatoren mehr als 10.000 Teilnehmer. Das Bündnis, so gaben sich gestern zwei Anhänger der „autonomen Kommunisten“ und Michael Hammerbacher von der „Alternativen Linken“ auf einer Pressekonferenz im Kreuzberger Mehringhof optimistisch, zeichne sich durch ein einmalig breites Spektrum linker Gruppen aus. Sie verwahrten sich gegen den Vorwurf von autonomer Seite, die Vorbereitungen seien von K-Gruppen dominiert worden (siehe auch taz vom 27.4). Die maoistisch-stalinistische RIM, mit der sich Autonome in der Vergangenheit blutige Schlägereien geliefert hatten, sei entgegen anderslautenden Behauptungen nie in die Planungen miteinbezogen worden. Um diesmal jede Konfrontation mit der RIM zu vermeiden, werde man auch deren eigenen Lautsprecherwagen dulden. An der Spitze des Zuges soll ein sogenannter internationalistischer Block marschieren, dahinter werden sich jene Autonome einreihen, die mit der Planung der Demo nicht einverstanden sind. Eine ursprünglich diskutierte Trennung der Blöcke auf dem Oranienplatz ist nicht mehr vorgesehen. Als Versuch, die Stimmung „hochzuschaukeln und zuzuspitzen“, werteten sie den von Innensenator Heckelmann (CDU) neben Polizei und Bundesgrenzschutz angekündigten Einsatz der Freiwilligen Polizeireserve (FPR). Von der Polizei war gestern nicht zu erfahren, ob die FPR-Mitglieder direkt in das Demonstrationsgeschehen eingreifen werden. Ein Sprecher ließ auch offen, ob gegen Vermummte vorgegangen wird: „Wir werden uns den Umständen entsprechend verhalten.“

„Prinz“-Redaktion bedroht

Wegen eines Berichts über Anschläge autonomer Gruppen in ihrer April-Ausgabe ist die Stadtillustrierte Prinz bedroht worden. In einem am Mittwoch in der Redaktion eingegangenen Schreiben von „kommunistischen Genossen und Genossinnen“ heißt es wörtlich: „wir kennen Eure fressen, die nummern Eurer Autos und telefone und auch Eure adressen. ihr könnt den krieg haben, den ihr wollt. ihr könnt euch auch überlegen durch geldzahlungen für prozesshilfekonten, antifa-projekte etc., Euch schleunigst aus der Kampflinie zu begeben. das wäre besser für euch.“ Redaktionsleiter Karl Hermann, dessen Magazin sich eher dem unpolitischen Zeitgeist verschrieben hat, zeigte sich überrascht: „Wir wundern uns ein wenig über die Drohung, denn bisher sind wir von dieser Szene nicht wahrgenommen worden.“ Severin Weiland