Hoover saugt nun Charterflüge ab

London (taz) – Der britische Elektrokonzern Hoover ist in das Charterfluggeschäft eingestiegen. Die Expansion erfolgte allerdings nicht freiwillig: Nach der mißglückten Werbeaktion vom vergangenen Sommer, als die Firma ihren Kunden für jedes Hoover-Produkt im Wert von mindestens hundert Pfund (ca. 250 Mark) zwei Freiflüge in die USA versprach und dadurch einen Staubsaugerrausch auslöste, warten noch immer weit über 100.000 Menschen auf ihre Tickets. Die beiden verantwortlichen Direktoren sind Ende März natürlich gefeuert worden. Ihr Irrtum kostet das Unternehmen mehr als 20 Millionen Pfund.

Damit die SaugerkäuferInnen nun doch noch in den Genuß der USA-Flüge kommen, hat Hoover nun bei elf Fluggesellschaften auf insgesamt 2.200 Flügen Sitzplätze eingekauft und darüber hinaus ganze Maschinen gechartert. Richard Rankin, der von der Hoover- Muttergesellschaft Maytag als „Reiseleiter“ eingesetzt worden ist, um den Schaden zu begrenzen, verweigerte jedoch genaue Angaben, um die Firma nicht weiterem Gespött auszusetzen. Es wurde aber bekannt, daß Hoover allein bei British Airways 17.000 Plätze in die USA bestellt hat.

Das Staubsauger-Eigentor zieht inzwischen weite Kreise. Die Labour Party hat gefordert, daß die Regierung einen verbindlichen Ehrenkodex erlassen soll, um ein ähnliches Fiasko in Zukunft zu vermeiden. Hoover ist nämlich keineswegs ein Einzelfall. Auch heute noch werben viele Unternehmen mit kostenlosen Flügen – freilich nicht so blauäugig wie die Saugerbauer, sondern mit bestimmten Klauseln zur Absicherung vor allzu großer Nachfrage. Ralf Sotscheck