Mangelnde Kommunikation

■ betr.: "Studieren im Leichnam", (Zu den Uni-Tests von "Spiegel" und "Stern"), taz vom 22.4.93

betr.: „Studieren im Leichnam“, (Zu den Uni-Tests von „Spiegel“ und „Stern“),

taz vom 22.4.93

Herr Kahl stellt, wie schon Stern und Spiegel fest, daß die Lehre an den meisten Universitäten zur Zeit für'n Arsch ist. Mittelfristig wird dadurch auch die Qualität der Forschung in Deutschland weiter abnehmen. Eine Hauptursache dafür soll die Gigantomanie der Universitäten sein. Dies ist falsch.

Richtig ist vielmehr, daß der heutige Lehrbetrieb unter einem Mangel an interdisziplinärer studentischer Kommunikation, einer zum Fachidioten führenden Studienordnung sowie an einer mangelnden Kommunikation der Uni mit dem Rest der Welt leidet. Ein preiswerter Weg aus dem Dilemma wäre:

1. Reformierung der Studienordnungen in Richtung eines mehr interdisziplinär ausgerichteten Studiums (denn Wissen kann man sich schneller aneignen als die Erkenntnis der verschiedenen fachspezifischen Gedankenansätze;

2. Angebot von Seminaren, in denen Diplomanden vor Ort in anderen Fachbereichen über die grundsätzlichen Fragestellungen, Methoden und Ergebnisse ihrer eigenen Forschung referieren (dadurch erhält man Einblick in andere Fachbereiche, die Fachsprache wird sich mittelfristig vereinfachen, und es wird ein breiteres interdisziplinäres Kommunikationsnetz an der Uni aufgebaut);

3. Angebot von interdisziplinär besetzten Seminaren, in denen die Studenten mit Fragestellungen aus der Wirtschaft (die natürlich dafür bezahlt) konfrontiert werden. Dieter Porth, Göttingen