Ciampi präsentiert Italien ein No-name-Kabinett

■ Grüne und Kommunisten als Minister

Rom (taz) – In der Rekordzeit von 48 Stunden hat Italiens designierter Ministerpräsident Carlo Azeglio Ciampi, 73, ein Kabinett zusammengestellt: vorwiegend unbekannte Namen, jedoch, wie von Ciampi versprochen, handelt es sich vor allem um Technokraten und ausgewiesene Fachleute, meist ohne politische Vergangenheit.

Allerdings hätte er gerne den einen oder anderen Hoffnungsträger aufgenommen – aber die wollten nicht. Mario Segni, Leiter des „Paktes für die Reformen“ und großer Sieger der Referenden, schlug das Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten aus. Der bisherige Regierungschef Giuliano Amato – skandalfrei –, verweigerte sich als Außenminister. So kommt der bisherige Schatzminister Nino Andreatta an die Spitze der Diplomatie, ein zwar hochgeschätzter Nationalökonom, von dem man aber kaum Außenpolitisches vernommen hat.

Zum ersten Mal in der italienischen Geschichte gehören dem Kabinett ein Grüner sowie vier Minister an, die der aus der ehemaligen KP entstandenen PDS nahestehen oder ihr sogar angehören. An die Spitze des Finanzministeriums wurde das PDS-Mitglied Vincenzo Visco berufen, sein Fraktionskollege Augusto Barbera soll als Minister ohne Ressort die „Beziehungen zum Parlament“ pflegen; ins Schatzministerium kommt der PDS-Sympathisant Luigi Spaventa, und die Universitäten soll Luigi Berlinguer verwalten, der seine Parteimitgliedschaft seit einiger Zeit ruhen läßt. Mit dem Grünen Francesco Rutelli ziehen der bekannteste Führer der „Verdi“ und – ein Rekord für Italien – drei Frauen in die Regierung.

Naserümpfend außen vor stehen neben den Neofaschisten die norditalienischen „Ligen“, die Antimafiabewegung „la Rete“ und die KP-Linksgruppierung „Rifondazione comunista“. Die PDS ist, obwohl drei ihr nahestehende Personen Minister wurden, aufgrund interner Spannung unentschieden, ob sie mitmachen will oder nicht. Seiten 8 und 10