Ohne Staatsknete gäbe es auch kein „Ambiente“

■ Betr. Streit ums Bürgerhaus Weserterrassen, „Auf dem Weg in die 'Staatsgastronomie'?“, taz vom 28.4.93

Ich mag das „Ambiente“, das einen der reizvollsten Sonntagmorgenfrühstücksplätze in ganz Bremen bietet, weil die Lage und die Aussicht einfach was ganz Besonderes sind und die Pächter es geschafft haben, Lage und gastronomisches Angebot in Übereinstimmung zu bringen.

Aber: Grundstück und Gebäude gehören der Stadtgemeinde. Denn vor vielen Jahren hat hier Ottilie Hoffmann mit einem Verein eine alkoholfreie Alternative zu den Bremer Kneipen realisiert. Dieses Angebot fand allerdings in den letzten Jahren seines Bestehens, vorsichtig gesagt, keinen ausreichenden Anklang mehr.

So können die heutigen Betreiber als lachende Dritte (und natürlich mit eigenen Investitionen) jetzt gute Geschäfte machen — weil die Bürger dieser Stadt vor vielen Jahren für diesen Standort und das Gebäude gesammelt und investiert haben. Ohne „Staatsknete“ und das wirtschaftliche Versagen eines Vereins gäbe es also das „Ambiente“ nicht.

Da finde ich es dann noch besser, wenn gemeinnützige Vereine wie das Bürgerhaus Weserterassen „die Abstimmung zu Fuß“ der Bürger frühzeitig wahrnehmen und versuchen, sich an neue Bedingungen anzupassen und neue Wege zu gehen.

Auch Wege, für die die Bürger bereit sind, Geld zu bezahlen — zu Kultur und Kommunikation gehört eben auch Essen und Trinken.

Nicht immer, aber immer öfter.

Robert Weißmantel