Beirat gegen Künstlerinnenhaus

■ Nutzungsvertrag für besetztes Haus soll nicht verlängert werden

Wenn es nach dem Beirat Neustadt geht, dann wird der Nutzungsvertrag für das besetzte Haus im Buntentorsteinweg 372-376 nicht verlängert. Mit 9:7 stimmte das Stadtteilparlament am Donnerstag abend in der Hochschule für Technik einem entsprechenden Antrag der CDU zu. Danach soll das Gelände an die Bremische Wohnungsbaugesellschaft freigegeben werden. Die FDP hatte geheime Abstimmung beantragt, mehrere Sozialdemokraten stimmten dem CDU-Antrag zu. Der Nutzungsvertrag für das Haus läuft am 31.5. aus.

Genutzt wird das Haus derzeit von einem Frauenprojekt. Etwa zwanzig Frauen arbeiten da als Handwerkerinnen in Werkstätten oder sind künstlerisch tätig und leben dort. Die Behörden unterstützen das Projekt und setzten sich am Donnerstag abend vor dem Beirat für eine Verlängerung des Vertrages ein. Staatsrat Hans-Christoph Hoppensack, der vor fünf Jahren den Nutzungsvertrag ausgehandelt hatte, sprach von einer „faszinierenden Unnormalität“ von Leben und Arbeiten, für die eine Stadt wie Bremen Raum bieten müsse. Brigitte Melinkat von der Frauen-Gelichstellungsstelle erklärte das Projekt schlicht für „vorbildlich“, und auch Bernd Neumann appellierte für das Ressort Kultur: „Ein solches Projekt bedarf besonderer Bedingungen, die hier gegeben sind.“

Das nutzte alles wenig, und auch der Versuch der Frauen, mit einer Selbstdarstellung eine Vertragsverlängerung genehmigt zu bekommen, traf beim Beirat auf taube Ohren. Gehört wurden dagegen die Anwohnerattacken. Offene Feuerstellen auf dem Grundstück, beklagte Anwohnersprecher Volker Lampe, ein öffentlicher Durchgang zum Werdersee über das Grundstück fehle bis heute, obwohl er im Nutzungsvertrag zugesichert sei. Außerdem würden sich die Anwohnerinnen hermetisch nach außen abschließen, von Nachbarschaftskontakten könne keine Rede sein. Fazit Lampe: „Wenn das Mietverhältnis fortgesetzt werden soll, dann als normaler Mietvertrag, und die Anwohner müssen da mit eingebunden werden.“

Das klang moderat und umgänglich, andere Anwohnerstimmen waren da dumpfer (“Die machen den ganzen Tag Nacktbaden.“ — „Ich konnte drei Monate lang eine Wohnung nicht vermieten, weil die Fassade des Hauses gegenüber unzumutbar war.“) Dann trat Anneliese Leinemann auf, Neustädter Seniorenbeauftragte des SPD. „Ich bin sehr traurig, daß dort keine Altenwohnungen gebaut werden können“, meinte sie und verwies auf alte Pläne der Bremischen, die dort 1986 Altenwohnungen bauen wollte. Da nutzte auch nichts, daß der Prokurist der Bremischen darauf verwies, daß die Wohnungen nach der Hausbesetzung 1986 auf einem anderen Grundstück gebaut wurden. „Ich bin dagegen, daß der Vertrag verlängert wird“, donnerte Leinemann unter dem Jubel der Anwohner. Also entschied auch der Beirat. „Schlechte Stimmung“, konstatierte Staatsrat Hoppensack. „So wird jedem alternativen Projekt die Luft abgewürgt.“ Es sehe „schlecht aus“, weil man sich als Behörde auch nicht auf eine Notsituation berufen könne. Hoppensack will trotzdem noch einmal zu einem Behördengespäch einladen. mad