Radio etc.
: Akzeptiert mich!

■ Die Radiowelle „Fritz!“ kündigt die große Programmreform an

Helmut Lehnert war bis 31. 12. 92 Chef der SFB-Jugendwelle „4U“, wickelte danach „Rockradio B“ ab und hat aus beider Asche „Fritz!“ erstehen lassen. Warum der Traum vom „Metropolenradio“ unerfüllt bleibt, erzählte er Anke Westphal.

taz: Viele Leute meckern immer noch – was ändert sich denn nun bei „Fritz!“?

Helmut Lehnert: Für acht Wochen ist das schon okay. Wir machen „Fritz!“ ja unter abenteuerlichen Bedingungen, auch technisch. Wir mußten eben mal ganz schnell ein Musikarchiv aufbauen.

Wie – eine Radio-Stadt ohne Musikarchiv?

Der ehemalige Ostrundfunk hatte ja Bänder über Bänder, aber eigentlich keine Platten. Dazu ersaufe ich im ORB-Organisationskram.

Schlimm, aber das hören die HörerInnen ja nicht. Was passiert nun mit „Fritz!“?

Wir müssen die gelegten Strukturen einfach verfeinern.

Wer hat die Strukturen gelegt?

Na, das hab' ich gemacht.

Allein?

Nee, in einer Klausurtagung im Februar, wo alle Jugendwellenredakteure und einige Freie dabeiwaren. Die Hörerbedürfnisse hatten wir von einer Projektgruppe researchen lassen.

Wie werden denn nun die Strukturen verfeinert, die Sendungen auch personell profilierter?

Rein handwerklich. „Fritz!“ ist ja was ganz Neues mit klarem Sendungskonzept! Wir wollen die Beiträge erst mal geschickter präsentieren. Was die Sendungen angeht, so sind sie noch nicht klar festgelegt, weil ich immer noch Probleme habe, die Profile einzelner Redakteure und Moderatoren zu erkennen. Ich will, daß die Leute das ganze Programm hören. Und zwar vor allem in Brandenburg.

Viele Brandenburger HörerInnen fühlen sich mit ihrer „Rest-Ost-Mentalität“ nicht vertreten.

Wie? – Das kommt nach und nach, mit der Profilierung der Welle, und profilieren kann sie sich nur, wenn die Leute sie akzeptieren und verstehen. Dazu braucht man Zeit.

Und identifizierbare Sondersendungen und Moderatoren.

Ja. Diese Argumente sind zwar richtig, gelten aber nicht für „Fritz!“. Die Telefone laufen heiß durch eine andere, kommerzieller orientierte junge Zielgruppe. Bin ich etwa für die anderen Hörer verantwortlich? „Fritz!“ ist Kind der Rezession.

Was wird nun konkret verändert?

Auf der Einbahnstraße Radio soll es auch zurückgehen: In Brandenburg ist Radio eben noch Ereignis! Toll wäre, in jedem Ort eine „Fritz!“-Telefonzelle aufzustellen. Die Kids müssen mit uns reden können! Zwang zu hohen Einschaltquoten, das hat ORB-Intendant Rosenbauer deutlich gesagt, gibt es bei „Fritz!“ nicht.

Das haben wir aber schon anders gehört.

Ist aber so. Meinen Traum habe ich ja begraben. Ich hätte gern eine richtig geile Metropolenwelle gemacht. Aber wir machen Radio für eine geteilte Stadt und eine Region in der Rezession. Mit Radio ist kein Spagat lösbar, der außerhalb des Radios angelegt ist.