Der andere Irrsinn

■ "Psychiatrie und anderer Irrsinn", Eurotaz vom 24.3.93

„Psychiatrie und anderer Irrsinn“, Eurotaz vom 24.4.93

[...] Typisch für Eure Berichterstattung über Psychiatrie ist, daß deren Fundament, nämlich die Volldröhnung von InsassInnen mit Psychiatrischen Psychopharmaka nicht angesprochen wird. Ob im Osten Haldol, Leponex oder Taxilan im Westen gespritzt wird, diese Drogen machen künstlich gehirnkrank durch Sauerstoffentzug. Spätfolgen können tardive Dyskinesien, Bewegungsstörungen, zum Beispiel von den Betreffenden nicht mehr zu kontrollierende Zuckungen im Gesicht, als Dauerschädigung, sein. Haldol wird auch in Krankenhäusern oder Altenheimen verteilt, damit der Betrieb funktioniert.

[...] Nach Untersuchungen in Mannheim werden auf Dauer nur fünf Prozent der Psychiatrisierten wieder drogenfrei, die anderen werden lebenslänglich „eingestellt“, damit der restliche Betrieb der Zweidrittelgesellschaft nicht gestört wird. In dieser Gesellschaft wird der Wert des Menschen an ihrer/seiner Verwertbarkeit durch Arbeit gemessen, Psychiatriebetroffene als „unwertes Leben“ zu betrachten ist nicht aus dem Bewußtsein dieser deutschen Landschaft verschwunden, gewalttätige Angriffe auf extrem unberechenbare Menschen finden selten in den Medien Widerhall. Annette Hesekaus, Berlin