Rote Khmer greifen Touristenzentrum an

■ Kambodscha: Flughafen von Siem Reap, nahe der Tempel von Angkor, zeitweilig in der Gewalt der Guerilla / Angriff zählt zu den schwersten seit Ankunft der UNO

Phnom Penh (AP/dpa/AFP/ taz) – Drei Wochen vor den geplanten Parlamentswahlen unter UNO-Aufsicht in Kambodscha haben die Roten Khmer wieder gezeigt, wie fragil die Lage in weiten Teilen des Landes ist. Bewaffnete Kräfte dieser Gruppierung griffen gestern die Provinzhauptstadt Siem Reap im Nordwesten des Landes an und brachten den Flughafen in ihre Gewalt. Sie wurden jedoch einige Stunden später von Regierungssoldaten zurückgeschlagen. Dabei sollen etwa 13 Personen ums Leben gekommen sein.

Der Angriff in Siem Reap gilt als einer der schwersten, seit die UNO-Friedenstruppe vor gut einem Jahr in Kambodscha einrückte. Wichtigstes Ziel war das Hauptquartier der Regierungstruppen zwischen dem Flugplatz und dem Tempelkomplex von Angkor Wat, der zu den touristischen Hauptattraktionen des Landes gehört. Ein UNO-Depot wurde in die Luft gesprengt. Auch Gebäude in der Stadt Siem Reap seien beschossen worden, unter anderem ein Hotel. Die UN-Truppen brachten mehrere Dutzend Touristen aus der Stadt. Alle militärischen und zivilen UN-Flüge nach Siem Reap wurden abgesagt. Die Guerillas der Roten Khmer bezogen schließlich Stellungen drei Kilometer vor der Stadt und hatten auch noch das Elektrizitätswerk unter ihrer Kontrolle.

Gestern morgen wurden auch in der Provinz Kompong Cham ein UN-Stützpunkt und ein UNO- Konvoi mit 20 indischen Blauhelmen von unbekannten Tätern beschossen. Angriffe auf UN-Personal sind bislang zumeist den Roten Khmer zur Last gelegt worden. Doch auch Soldaten anderer Fraktionen haben UNO-Mitarbeiter wiederholt attackiert. In mehreren Fällen haben Regierungssoldaten, die monatelang keinen Sold erhalten hatten, mit vorgehaltenen Gewehren Geld, Nahrungsmittel oder Waffen gefordert.

Am Freitag hat Prinz Sihanouk – Chef des Obersten Nationalrates, in dem alle vier ehemaligen Bürgerkriegsparteien vertreten sind – wieder einmal Gespräche zwischen den Fraktionen vorgeschlagen. Sihanouk, der vor allem im Ausland als „Hoffnungsträger“ für eine immer unwahrscheinlicher werdende Lösung des Konfliktes gilt, beobachtet die Entwicklung von seiner Residenz in Peking aus. Die geplanten Gespräche sollen offenbar am Mittwoch und Donnerstag in der chinesischen Hauptstadt stattfinden. „Gut informierten Kreisen“ zufolge wollen auch die Roten Khmer einen Vertreter entsenden. Die Gruppierung hat im April jede offizielle Kommunikationsverbindung zur UNO in Kambodscha gekappt und ihr Hauptquartier in Phnom Penh verlassen. li