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„Es gehört viel Naivität dazu“

■ Zur Spenden-Connection: der Bremer SPD-Schatzmeister Erling

taz: Konrad Kunick hat zu größter Offenheit aufgerufen. Wer hat Sie im Juni 1992 beauftragt, in Bonn über die Stadtwerke-Spende zu reden?

Heiner Erling: Ich hab zwischen dem 18.-22. Juni 1992 Detailinformationen bekommen. Am 17.Juni hatte es zum ersten Mal in der Zeitung gestanden, daß die Stadtwerke an die SPD gespendet haben. Da wollte ich natürlich wissen, was Sache ist. Und da hat uns der Geschäftsführer natürlich informiert darüber, was es für Spenden gegeben hat von den Stadtwerken an den Parteivorstand.

Über alle Spenden?

Von denen in 91 und daß auch 1992 gespendet wurde.

Und dann ...

... gab es ein Gespräch zwischen den vier Mitgliedern des geschäftsführenden Landesvorstands, während der Bürgerschaftsdebatte (25.6.92, d.Red.) Da war für alle, für Isola, Erling, für Ziegert und für Stelljes klar: Das kann unter gar keinen Umständen sein, daß der Parteivorstand Bonn eine Spende von den Stadtwerken annimmt! Ich habe einen Termin mit der Bundesschatzmeisterin gemacht. Es ging um Stadtwerke-Spenden an die SPD in Bonn, und es ging logischerweise auch darum, wie die SPD Bremen das Darlehen aus dem Wahlkampfjahr tilgt.

Und daß es zwischen diesen beiden Themen einen Zusammenhang geben könnte, darauf sind Sie nicht gekommen?

Ich wollte bei der Bonner Schatzmeisterin Wettig-Danielmeier rauskriegen: Gibt es eine Verrechnung? Und ich war sehr froh, daß sie mir mit der Buchhaltung belegen konnte: Die 250.000 sind nach wie vor eure Schulden. Da ist nicht gemauschelt worden. Ich hab das Interesse, ein bißchen Sauberkeit in diesen Laden zu kriegen.

Herr Czichon hat sich ja inzwischen erinnert, daß er auch Sie darum gebeten hat...

Nein: Herr Czichon hat Ende Juli, also vier Wochen, nachdem ich in Bonn war, den Landesvorsitzenden Isola angesprochen. Da hat Isola gesagt: 'Erling, das ist dein Part, nimm Kontakt auf'. Ich habe mit Czichon gesprochen, und er hat gesagt: 'Also das Geld muß zurück, und ich bitte dich, dich dafür einzusetzen'. Ich konnte Czichon beruhigen: 'Ich habe schon mit Wettig-Danielmeier darüber gesprochen.' Damit war für mich das Kapitel abgeschlossen. — Bei den 91er Spenden hatte es keine Mauscheleien geben, die waren sauber ausgewiesen, die SPD Bremen hat nichts gekriegt.

Es gab ja den Beschluß, auch 1993 30.000 Mark zu spenden.

Das habe ich erst durch den Untersuchungsausschuß erfahren.

Ich habe Sie vor wenigen Wochen nach weiteren Spenden gefragt. Warum haben das Sie damals der Presse verschwiegen?

Was 1992 gelaufen ist, das wollte ich mir eigentlich für den Ausschuß aufbewahren.

Sie haben mich belogen.

Eine Spende ist erst eine Spende, wenn sie vereinnahmt ist...

Herr Erling — das ist gemauschelt. Sie hätten ja sagen können: Das sage ich erst vor dem Ausschuß. Sie haben mir aber ins Gesicht gesagt: Nein, einen Zusammenhang zwischen dem Darlehen und den Stadtwerke- Spenden kann es nicht geben, schon wegen der Daten. Ich fühle mich von Ihnen belogen.

So hat Ihr Kollege Gerling (vom Weser-Kurier) auch argumentiert. Ich sage: In der Buchhaltung von 1992 gibt es für Spenden keine Darstellung. Ich möchte die Politik, gerade so sensible Bereiche, nicht über die Presse machen. Da ist nichts unsauber! Ich hätte gern mit dem Ausschuß den Komplex erläutert. Wenn ich gefragt werde, sag' ich nichts Falsches.

Glauben Sie, daß es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Viertelmillion-Darlehen aus Bonn und den Stadtwerke- Spenden nach Bonn gibt?

Es gehört ganz viel Naivität dazu, zu sagen, das hat überhaupt nichts miteinander zu tun. Ich hab mich bemüht, nachzuvollziehen, auch mit meinem Vorgänger: Hat es da Verabredungen gegeben? Die gibt es offensichtlich nicht. Ich müßte das wissen, denn ich hätte sie ja umsetzten müsen. Int.: Susanne Paas

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