Aus der Zaun!

■ Beirat lehnt ab — Breminale ohne Eintrittspreis

Glaubt man den Veranstaltern, dann hätte um ein Haar die heutige Topmeldung aus der Kulturszene geheißen: Breminale 1993 fällt aus! Ganz so schlimm kommt's jetzt doch nicht, aber was einmal als „Weserlust“ in Bremen angetreten war, als Kunst- und Kulturspektakel auf den Wiesen am Osterdeich, das ist in diesem Jahr erheblich ins Schleudern gekommen.

Dem traditionellen Bremer Pfingstvergnügen mit Magnetwirkung ins Umland geht's nämlich schlecht; so schlecht, daß die Macher dieses Jahr um die Breminale einen hohen Zaun ziehen wollten, um nur den einzulassen, der fünf Mark bezahlt. Mit dem Gratisspaß Breminale (im letzten Jahr soll von 20 BesucherInnen nur eineR zahlender Gast bei einer Veranstaltung gewesen sein) sollte Schluß sein. 200.000 bis 300.000 Mark Einnahmen erwartete man sich vom Zaun. Die Hoffnung: so könnten die Löcher gestopft werden, die durch den Kollaps des ABM-Programms und die Einbrüche im Kulturetat bei der Breminale entstanden waren.

Am Dienstag erfuhren die Veranstalter, die ihr Programm schon auf die neue Vermarktungsstrategie abgestimmt und mehrere Open Air-Veranstaltungen organisiert hatten, daß aus dem 300.000-Mark-Zaun nichts wird: Der Beirat Mitte hatte den Antrag der Breminale ohne Diskussion einstimmig abgelehnt. Die weiträumige Absperrung der Weserwiesen komme gar nicht in die Tüte. Einhellige Meinung: die sollen in den Zelten mehr Eintritt nehmen.

Manfred Fleckenstein, einer der beiden Geschäftsführer der Breminale GmbH, ist frustriert und hat ernsthaft erwogen, die Brocken hinzuschmeißen. Doch man steckt in zu vielen Vertragsverhältnissen, und außerdem sehen sich alle, die jetzt noch an Bord der dümpelnden Kulturfregatte Breminale ausharren, als Idealisten: die Breminale 93 wird durchgezogen. Ohne Theater- und Literaturprogramm, ohne Gewinn für die GmbH., d.h. die Mitarbeiter werden für Gotteslohn arbeiten und darüber hinaus noch in der Gastronomie mit anpacken.

Der Breminale bläst dieses Jahr gleich mehrfach der Wind ins Gesicht: Aus kalendarischen Gründen findet gleichzeitig zu Pfingsten das „Stadtfest“ mit dem üppigen Eß- und Trinkprogramm in der City statt; Kritik wird laut am Einweg-Geschirr auf der Breminale; erstmalig steht das Kulturressort (Breminale-Zuschuß 225.000 DM) nicht mehr für den „Minusausgleich“ bei der Abschlußrechnung zur Verfügung; und das Wirtschaftsressort, das 1988 einen „Veranstaltungsfonds“ eingerichtet hat, will die Breminale nicht berücksichtigen. Klaus-Wilhelm Timm vom Wirtschaftsressort: „Der Fonds wurde für neue Veranstaltungen geschaffen. Die Breminale ist aber ein altes Projekt des Kulturressorts. Alle kommen hier an und lagern ihre alten Projekte ab.“

Ob es die Breminale 94 geben wird, steht in den Sternen. Für dieses Jahr allerdings hat Manfred Fleckenstein doch noch einen bescheidenen Wunsch: schönes Wetter.

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