Unterm Strich

In New York sorgt zur Zeit „eine schwule Fantasia über nationale Themen“, so der Untertitel des Theaterstücks „Angels in America“ von Tony Kushner, für Wirbel. Zentralfigur ist ein verheirateter Mormone, der sich und seiner Frau eingestehen muß, daß er schwul ist. Vorbild des Helden ist der brillante konservative Anwalt Roy Cohn, der in den 50ern Chefberater McCarthys war und später Richard Nixon und Ronald Reagan diente. Selbst heimlich schwul, für seine republikanische Partei aber einer der schärfsten Hetzer gegen Homosexuelle, starb Cohn 1986 im Alter von 59 Jahren an Aids. In „Angels in America“ wird er als „jüdischer Richard III“ gegeben, der statt des Buckels seine Homosexualität mit sich rumschleppt, während er gallig Giftpfeile auf seine Schicksalsgefährten abschießt.

Jetzt haben auch die Briten amerikanische Ideen: „Bei Nichtgefallen Geld zurück“ gilt jetzt auch für Bücher. Die Londoner Buchladenkette Books etc. nimmt von heut an jedes Buch zurück, das seinen Leser langweilt. Doch keine Panik: „Sie werden nicht gefragt, warum Ihnen das Buch nicht gefallen hat,“ versichert der Chef Richard Joseph. Das Buch muß sich lediglich in noch verkaufsfähigem Zustand befinden.

Erfreuliches gibt es aus Lübeck zu berichten. Das Verhältnis zwischen der Hansestadt und Thomas Mann entspannt sich. Heute weiht Bundespräsident von Weizsäcker (wer sonst?) das Buddenbrook-Haus ein. Bei seinem Erscheinen kam das Buch ja nicht sonderlich an: „Das soll ein Schriftsteller sein? Bei mir hat er nie einen ordentlichen Aufsatz schreiben können“, mäkelte damals Mann's Deutschlehrer, dessen unseliger Name in der dpa-Meldung nicht enthüllt wird. Dafür erscheint diese Woche in Lübeck ein Buch, das garantiert für sensationelle Enthüllungen sorgen wird: „Who is who bei Buddenbrooks“.