Autoklau greift um sich

■ Niedersachsen: Über 11.000 Diebstähle / „Drahtzieher in Osteuropa“

Mit 11.441 als gestohlen gemeldeten Fahrzeugen hat die Polizei in Niedersachsen 1992 einen boomartigen Anstieg von Autodiebstählen registriert. Gegenüber 1991 (9.058 Fälle) habe die Zahl der entwendeten Kraftfahrzeuge um mehr als 26 Prozent zugenommen, sagte Kriminaldirektor Völchert vom Landeskriminalamt Niedersachsen. Zunehmend würden nicht nur Nobelkarossen entwendet.

Die Polizei führt die Zunahme der Kfz-Diebstähle auf die Öffnung der Grenzen zum Osten und ein geringes Entdeckungsrisiko zurück. Ein Großteil der Fahrzeuge werde unmittelbar nach dem Diebstahl auf der „Rollbahn“ in den Osten, der Bundesautobahn A2, in Länder des ehemaligen Ostblocks gebracht, sagte Völchert. Das gehe oft so schnell, daß die Polizei noch nicht einmal etwas von dem Diebstahl wisse, wenn die gestohlenen Fahrzeuge die Grenze zu Polen passierten.

Der Täterkreis rekrutiert sich nach Angaben des Landeskriminalamtes Niedersachsen zu mehr als der Hälfte aus dem Ausland, vornehmlich aus Polen, der Ukraine sowie aus anderen GUS-Ländern. Die Diebe seien zunehmend gewaltbereit und operierten oft im Rahmen der organisierten Kriminalität auf verschiedenen voneinander abgeschotteten Ebenen, was die Ermittlungen besonders erschwere. Bundesweit gebe es nur eine Aufklärungsquote von 22 Prozent. Die Drahtzieher des massenhaften Autodiebstahls säßen vermutlich in Osteuropa. dpa