König Kohl inkognito unterwegs

■ Kanzler heimlich auf Rundgang in der Hauptstadt / Senat der HdK protestiert gegen Kollwitz-Plastik in Neuer Wache

Berlin. Der Akademische Senat der Hochschule der Künste in Berlin hat am Mittwoch gegen die geplante Form der „Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland Neue Wache“ protestiert. Gleichzeitig wird die Bundesregierung in Bonn aufgefordert, den Plan, eine vergrößerte Fassung der Plastik „Trauernde Mutter mit totem Sohn“ von Käthe Kollwitz in der Neuen Wache Unter den Linden aufzustellen, nicht weiter zu verfolgen. Die Arbeit der Künstlerin, 1937/38 in Ton in einer Höhe von 38 cm ausgeführt, vertrage eine Vergrößerung für ein Mahnmal nicht. Auch sei eine Vergrößerung der Plastik von der Künstlerin selbst nie vorgesehen gewesen.

Bundeskanzler Kohl, auf dessen Initiative die Gedenkstätte umgestaltet werden soll, hat am Dienstag bei einem „städtebaulichen Rundgang“ im Zusammenhang mit den Planungen für die künftigen Regierungs- und Parlamentsbauten in Berlin auch die Neue Wache besucht, wurde gestern bekannt. Außerdem besuchte er den Berliner Bildhauer Harald Haacke, der die Nachbildung beziehungsweise Vergrößerung der Skulptur von Käthe Kollwitz schaffen soll.

Der Akademische Senat erinnerte an die Weigerung von Käthe Kollwitz, eines ihrer Werke in der „Ehrenhalle“ aufstellen zu lassen. „Ihre Vorbehalte hiergegen belasten auch die angestrebte Verwendung der auch als Pieta bezeichneten Plastik an diesem Ort.“

Erinnert wird von der Hochschule der Künste an Heinrich Tessenows geplante Änderung seines Entwurfs von 1930, in der er einen „bodenlosen Abgrund“ entwarf, da er „der einzig angemessene architektonische Ausdruck für den Krieg überhaupt und für die Millionen Todesoper“ sei, wie der Architekt meinte, der sich gegen jede gegenständliche Plastik in diesem Raum ausgesprochen habe. dpa/taz