Hat da etwa wer gelacht?

■ Das Engholm-in-der-Badewanne-mit-Quietsche-Entchen-Foto muß im Archiv bleiben / Titanic zieht vors Oberlandesgericht

zieht vors Oberlandesgericht

Neckisch lächelt er aus dem Bild, gleicht dem netten Quietsche- Entchen hinter ihm auf dem Wannenrand. Doch das Bildnis verdarb einigen die Laune - ganz besonders dem abgebildeten Politiker. Dem verging angesichts des April- Titels des Satiremagazins Titanic jeglicher Sinn für Scherze. Denn der Kopf des nunmehr Ex-Schleswig-Holstein-Ministerpräsidenten Björn Engholm war in einer Montage auf den tot in der Badewanne aufgefundenen Engholm-Vorgänger Uwe Barschel gesetzt worden. Satire, Geschmacksverirrung oder Verletzung der Engholmschen Menschenwürde? Darüber hatte gestern das Hamburger Landgericht zu befinden.

Der SPD-Chef und Landesvater a.D. hatte Ende März den Vertrieb der Ausgabe untersagen lassen. Durch die Schubladenaffäre seines Sozialministers a. D. Jansen bereits auf wackeligem Posten, hatte ihm das vieldeutige Titelbild offenbar den Rest gegeben. Es werde suggeriert, so seine Juristen, daß Engholm als ehemaliges Opfer der Barschel-Machenschaften heute in Wahrheit der Täter sei. Auch solle sein Lächeln wohl die klammheimliche Freude über den Selbstmord seines Widersachers darstellen. Eine Verunglimpfung, „bei der einem die Luft wegbleibt“, so Engholm Anwalt Dr. Lübbert.

Richter Ficus ließ wenig Zweifel aufkommen, daß er diese Auffassung teilt. Engholm habe zwar verheimlicht, wie lange er von den Umtrieben gegen sich gewußt hat und auch im Untersuchungsausschuß gelogen. „Das tut man nicht“, so Ficus, aber dennoch lägen zwischen diesen Verfehlungen und Barschels Ränkeschmieden Welten. Durch die Montage würden Barschel und Engholm aber in einer Person gleichgesetzt.

Dies sei keinesfalls die Absicht gewesen, so bemühten sich die Titanic-Anwälte Winfried Seibert und Helmuth Jipp, die Schärfe aus dem „wirklich massiven Bild“ zu nehmen. Es drücke vielmehr aus, daß nach der Faktenlage im März Engholm nicht mehr „als Lichtgestalt“ angesehen werden könne, sondern vielleicht ein „aktiv im Sumpf tätiger Politiker“ gewesen ist. Sein Grinsen könne ebenso im Sinne des „das Lächeln wird dir noch vergehen“ aufgefaßt werden.

Doch Engholms Anwalt und Richter Ficus mochten trotz dieser Ausführungen immer noch nicht über das Foto lachen: Die einstweilige Verfügung wurde bestätigt und das Heft muß vorerst weiter im Archiv ruhen. Doch die Titanic will an der Satirefront noch nicht klein beigeben und schreitet vors Oberlandesgericht. Zunächst steht ihnen aber vielleicht eine Rüge des Deutschen Presserats ins Haus. Der wird sich am 19. Mai mit der Wanne als Satire-Symbol des Niedergangs deutscher Polit-Saubermänner befassen. sako