Kicherwasser nötig

■ Clowns-Festival: Das Teatro Ingenuo im Ernst-Waldau

Das geneigte Publikum im Ernst-Waldau-Theater hatte jede Menge Kicherwasser getrunken und lachte unermüdlich über das italienische Clownspaar Gionanni de Lucia und Ferrucio Cainero. Die beiden vom „Theatro Ingenuo“ schmeichelten denn auch ihren ZuschauerInnen, nannten sie „professore, ingenieure, intelligenzia“ und vor lauter komischer Ehrfurcht kamen sie scheinbar gar nicht zu ihrem eigentlichen Programm, sondern neckten ärgerten sich und gaben sich italienisch- deutsche Spiegelgefechte.

Die Rezensentin aber saß einigermaßen ungerührt und hatte neben sich ein 13jähriges Mädchen, das ebenfalls keine Miene verzog und in all dem Lachen umher die richtigen Worte fand: „Ich fühle mich wie der König, der nicht lachen konnte.“

Dabei ist dem „Theatro Ingenuo“ ihr großes Improvisationstalent und ein 17 Jahre lang geübtes Zusammenspielkönnen sofort anzumerken. Der jungshafte Ferrucio Cainero, eine Mischung aus Stan Laurel und James Dean, und Giovanni De Lucia, der scheinbar ältere und trotzdem kindsköpfige Kollege, haben einen durchtriebenen Charme, der Komik und Clowneske klug vereint. Nicht nur fressen sie Kekse krümeliger als Krümelmonster und halten trotzig die Luft an, bis der Kopf so rot ist (in echt), wie der des Häuptlingssohnes in „Asterix und die Spanier“.

Sie lieben auch die intellektuelleren Scherze, machen sich zur Süßigkeiten-Freiheitsstatue oder zu narzistischen Profilneurotikern.

Jede ihrer komischen Gesten, ihrer Einfälle aber werden gleich doppelt und dreifach wiederholt. Und lacht das Publikum, dann zupft sich Ferrucio Cainero eben noch einmal so hypernervös am Hosenbein, segnet ihn Giovanni De Lucia zum 10. Mal mit einer Zigarettenschachtel.

Diese ungebremste Wiederholungsstruktur des Programms macht das Spiel kaputt. Schon die angekündigten 80 Minuten ohne Pause wären 40 Minuten zuviel gewesen. Zwei Stunden mit Pause aber haben den kleinen König, der nicht lachen konnte, auch diesmal ganz und gar nicht erlöst.

CoK

Nächste Veranstaltung im Rahmen des Festivals:

heute abend, der „Anti- Clown“ F.J.Bogener, 20 Uhr, Ernst-Waldau-Theater