Brand bei Südländern

■ Brand in Hastedt: Zwei junge Türken verletzt

„Einer hing mit den Händen am Fenster und zappelte, er traute sich nicht zu springen wegen der Treppe darunter“, erzählt die Krankenschwester aus dem Haus gegenüber. Sie und ihr Mann hatten in der Nacht zum Freitag Scheiben splittern gehört, Flammen gesehen und sogleich die Feuerwehr alarmiert. „Wir sind dann bei den Nachbarn rumgerannt, um eine Leiter zu finden, um dem Mann runterzuhelfen.“

Kurz nach 23 Uhr brannte am Rosenberg/ Ecke Fliederstraße in Hastedt ein zweigeschossiges Wohnhaus aus. Die Polizei geht von Brandstiftung aus: Sie fand Spuren von Brandbeschleunigern in der Kneipe im Ergeschoß des Hauses. Ein politischer Hintergrund des Anschlags sei derzeit allerdings nicht zu erkennen. Die Tür war abgeschlossen, ein Brandsatz offenbar nicht hineingeworfen worden, begründete gestern ein Polizeisprecher.

Ein 15 und ein 18 Jahre alter Türke wurden anschließend wegen Schnittverletzungen, Rauchvergiftung und einer Knöchelfraktur ins Krankenhaus eingeliefert. Alle anderen der mutmaßlich 6 — 8 Bewohner ausländischer Herkunft waren zur Brandzeit nicht zuhause. Sie haben sich noch nicht gemeldet und offenbar auch nicht in dem Haus nach ihren Habseligkeiten gesucht. Während die Polizei gestern noch von Asylbewerbern sprach, waren bei der Wohnungshilfe des Sozialsenators keine Menschen bekannt, die sie dort einquartiert hätte.

Knäuel von Dachisoliermasse lagen gestern auf dem Bürgersteig des Eckgrundstücks, die Vorhänge hingen braun aus den zersplitterten Fenstern. Die Haushaltsetiketten am Briefkasten waren abgerissen, mit Kuli unleserliche Namen darübergekrakelt.

AnwohnerInnen der verkehrsberuhigten Straße mit Bremer Häusern blieben stehen und lugten, etwas verschämt, zu den verkohlten Fensterrahmen hinauf. Wer da gewohnt hat, konnte keiner so genau sagen. „Südländer“, so ein junger Mann aus dem drittnächsten Haus. Die Familie im nächsten Haus: „Wir haben uns da rausgehalten, die wechselten ja oft.“ Kontakt haben sie nur mit den NachbarInnen zur anderen Seite. Ein paar jüngere Ehepaare aus der Straße hätten wohl mal versucht, in der Kneipe ein Bier zu trinken. Doch richtig öffentlich war die wohl nie. „Die Ausländer haben sich rigoros abgeschottet.“

Auf jeden Fall, so viel wissen die AnwohnerInnen, hat es in dem Haus nachts immer ein „Kommen und Gehen“ gegeben. Taxis und andere Wagen fuhren weit nach Mitternacht vor. „Alle haben die Augen zugemacht“, sagt die Krankenschwester. Und dann fallen ihr wieder die schreienden Männer auf den Fensterbrettern ein. Zwei Stunden später, sagt sie, wäre das Haus voll gewesen. cis