■ Weltneuheit: Piratensichere Handelsschiffe
: Störtebecker hätte schwer gestöhnt

Kopenhagen (taz) – Die anhaltenden Probleme mit oft blutigen Piratenüberfällen auf Handelsschiffe, vor allem in südostasiatischen Gewässern, hat nun die erste Reederei veranlaßt, beim Neubau eines Schiffes eine „Anti-Piraten- Ausrüstung“ zu ordern.

Das derzeit auf der Werft in Bau befindliche Containerschiff „Merete“ der dänischen Reederei Terkol erhält eine kräftige Wasserkanone am Heck, dem beliebtesten Platz, an dem die modernen Piraten mit ihren schnellen Motorbooten derzeit Schiffe entern. In gefährdeten Gewässern soll der Wasserwerfer ständig besetzt sein, um die Piraten am Entern zu hindern, sie zur Not aber auch „vom Deck zu spülen“, wie die dänische Fachzeitschrift Söfart berichtet. Bislang hatten sich die Besatzungen bei solchen Spritzaktionen auf die eher schwache Leistung der bordeigenen Brandausrüstung stützen müssen. Um weithin deutlich zu machen, daß es sich um ein „kampfbereites“ Schiff handelt, ist die Wasserkanone in eine militärisch anmutende stählerne Turmkonstruktion mit Schießscharten eingebaut. Diese Konstruktion soll auch die Bedienung der Wasserkanone gegen Beschuß der Piraten schützen. Ein Zusatz-Radar, daß ganz niedrig auf dem Achterdeck montiert ist, soll den jetzt häufigen toten Winkel für die Beobachtung der Gewässer nach hinten aufheben. Bisher näherten sich Piraten im Kielwasser der Schiffe oft völlig unbemerkt und wurden erst entdeckt, wenn sie schon an Bord waren. Nach Berichten der Reedereien steigt die Zahl von Piratenüberfällen nach wie vor weiter an. Diese zum Teil mit Maschinenpistolen durchgeführten Angriffe würden auch immer brutaler geführt. Im letzten Jahr wurden mehrere Seeleute bei diesen Überfällen getötet. Die Piraten haben es meist weniger auf die Ladung als auf die Schiffskasse und die elektronischen Geräte an Bord abgesehen. Teilweise verschwinden aber auch ganze Schiffsladungen, wobei hinter den entsprechenden Überfällen offenbar gut organisierte internationale Schmuggelorganisationen stehen. Versicherungsgesellschaften beziffern den jährlichen Schaden durch Piratenüberfälle auf mittlerweile mindestens eine Milliarde Dollar. Reinhard Wolff