Dyba an die Front!

■ Katholischer Bischof will deutsche Soldaten nach Bosnien schicken

Bonn (AP) – Kontroverse Standpunkte vertreten Repräsentanten der katholische Kirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Frage eines Militäreinsatzes in Bosnien-Herzegowina. Während der katholische Militärbischof Johannes Dyba für eine deutsche Beteiligung ist, hält die Evangelische Kirche in Deutschland einen Militäreinsatz im ehemaligen Jugoslawien nicht für vertretbar.

Ein solches Eingreifen könne nur die allerletzte Lösung sein, sagte der Vorsitzende des Rates der EKD, Klaus Engelhardt. Frieden müsse durch politische Mittel erreicht werden. Für die Bundeswehr komme ein Einsatz auf keinen Fall in Frage, weil die Deutschen während des Zweiten Weltkrieges auf dem Balkan gekämpft hätten.

Der Erzbischof von Fulda, Johannes Dyba, erklärte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, es wäre sicher „ethisch gerechtfertigt, dafür zu sorgen, daß die Morde, Vergewaltigungen und Vertreibungen endlich ein Ende finden“. Die Deutschen könnten dabei keine Sonderrolle mehr beanspruchen und sagen, „wir machen das mit einem Scheck ab“.

Nato-Generalsekretär Manfred Wörner erklärte, in der Nato treffe die Haltung der Bundesrepublik, keine bewaffneten Truppen nach Bosnien-Herzegowina zu entsenden, auf Verständnis. Nicht verstehen könnten dagegen die Nato- Partner die generelle Zurückhaltung der Deutschen, an UNO-Militäreinsätzen teilzunehmen: „Auf die Dauer wird man den Deutschen ihre Verweigerung nicht abnehmen.“

In mehreren deutschen und europäischen Städten wurde nach Angaben der „Gesellschaft Kultur des Friedens“ am Wochenende gegen den Krieg in Bosnien demonstriert. In Stuttgart sprachen sich mehrere tausend Teilnehmer einer Kundgebung gegen ein militärisches Eingreifen auf dem Balkan aus. Der politische und wirtschaftliche Druck auf die serbischen Machthaber müsse verstärkt werden. Bundesaußenminister Kinkel wurde aufgefordert, eine Friedenspolitik zu betreiben, die diesen Namen verdiene.