Gen-Kartoffel-Pflanzer wurden gewalttätig

■ Gentechnik-Kritiker angegriffen

Northeim (taz/dpa) – Gegen den Widerstand von Kritikern der Gentechnik ist auf dem Klostergut Wetze in Niedersachsen ein Freilandversuch mit gentechnisch manipulierten Kartoffeln gestartet worden. Rund hundert Mitarbeiter der KWS Kleinwanzlebener Saatzucht aus Einbeck und des Berliner Instituts für Genbiologische Forschung (IGF) setzten am Sonnabend auf dem Gelände die gentechnisch veränderten Knollen. Dabei soll es nach Informationen der Versuchsgegner von „Mahnwache gegen Genwahn“ vom Sonntag „zu brutalen Übergriffen und massiven Handgreiflichkeiten“ gegen die Demonstranten gekommen sein.

Die seit sechs Wochen neben den KWS- Versuchsfeldern campierenden GegnerInnen, zumeist kritische StudentInnen und WissenschaftlerInnen der Universitäten Göttingen und Kassel, seien von KWS- Arbeitern gepackt, brutal zurückgeworfen und auf übelste Weise beschimpft worden, hieß es. Der Projektleiter selbst habe versucht, die Filmarbeiten der Demonstranten „tätlich zu verhindern“. Ein Kleinbus der KWS sei in eine Menschengruppe gefahren. Dabei seien zwei 11 und 13 Jahre alte Jungen verletzt worden.

„Da gewaltfreie Aktionen und Diskussionen unter diesen Voraussetzungen nicht mehr angebracht sind, wird die Mahnwache aufgehoben“, kündigten die GegnerInnen an. Sie wollten ihren Widerstand jedoch nicht aufgeben, sondern ihren Protest mit anderen Aktionen fortsetzen.

Gegen die Freilandversuche mit genveränderten Kartoffeln und Zuckerrüben hatte es über 3.000 Einwendungen aus ethischen, religiösen oder wissenschaftlichen Gründen gegeben. Das Bundesgesundheitsamt hatte die Versuche jedoch im April genehmigt. Es sind die ersten Freisetzungen von genmanipulierten Nutzpflanzen in Deutschland. Seite 7