Texte vorm Kadi

■ Prozeß gegen Skin-Gruppe "Kraftschlag" wegen Volksverhetzung / Anwalt: "Das ist Kunst."

/ Anwalt: „Das ist Kunst.“

Vor dem Itzehoer Amtsgericht beginnt morgen der Prozeß gegen die Skinhead-Band „Kraftschlag“. Den Rechtsradikalen wird von der Anklagebehörde Volksverhetzung und Anstachelung zum Rassenhaß vorgeworfen. „Kraftschlag“ gehört in der Neonazi-Szene zu den Rennern. In ihren Texten rufen die Glatzen zur Gewalt gegen Punks und Ausländer auf. Andere Lieder plädieren für die „Reinhaltung“ der deutschen Rasse und diskriminieren Frauen, die mit Schwarzen zusammenleben. In einigen Songs wird auch die US-Geheimsekte Ku-Klux- Klan verherrlicht, die in Amerika zahlreiche Schwarze ermordet hat.

Eine Itzehoer Gruppe hatte im vorigen Herbst Material, Texte und Platten der Band gesammelt, und die Beweismittel im November der Anklagebehörde übergeben. Bei den Recherchen war zudem entdeckt worden, daß die Skin-Band ihren Übungsraum in dem gleichen Hochhaus hat, in dem die Itzheoer Staatsanwaltschaft residiert. Da die Band hinter verschlossenen Türen geübt habe, waren deren Aktivitäten der Behörde nach eigenem Bekunden verborgen geblieben.

Parallel zum Ermittlungsverfahren in Itzehoe lief bei der Bundesprüfstelle ein „Indizierungsantrag“ des Jugendamtes gegen die Tonträger der Band. Dieser Antrag ist mittlerweile positiv beschieden worden und die Gruppe ist auf den Index gesetzt worden. Im Zuge der Ermittlungen führte die Polizei bei den Bandmitgliedern mehrere Hausdurchsuchungen durch und stellte belastendes Beweismaterial sicher.

Der Verteidiger der Band, der bekannte Hamburger Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger, rechtfertigte gegenüber der Deutschen Presseagentur das Engagement der Gruppe. Nach Auffassung Riegers lasse sich über Geschmack streiten, die Texte seiner Mandanten seien durch das Grundgesetz gedeckt. Bei den Texten der Band handele es sich laut Rieger nicht um ein politisches Programm, sondern um Kunst. Die Höchststrafe für Volksverhetzung beträgt fünf Jahre Knast. Peter Müller