Bremer Häfen aufs Abstellgleis?

■ Frachtverkehr der Bahn nach Übersee soll von Hamburg aus geleitet werden

Eine Abkopplung der bremischen Häfen von der Bahnfracht und eine Verlagerung zum Konkurrenzhafen Hamburg befürchtet Hafensenator Uwe Beckmeyer (SPD). Ein Plan zur Neustrukturierung der Transfracht, einer Bundesbahn-Tochergesellschaft für den Schienenfrachtverkehr, sorgt für Unruhe in den Häfen. In einem Brief an die Transfracht- Zentrale in Frankfurt wendet sich Beckmeyer gegen den „geplanten Rückzug“ des Unternehmens aus Bremen, den er nicht verstehe und nicht akzeptiere.

Die „Transfracht“ wickelt den Güterverkehr der Deutschen Bundesbahn ab. Für das Überseegeschäft wurde vor 22 Jahren eine eigene Niederlassung in Bremerhaven mit etwa 30 MitarbeiterInnen eingerichtet. Nun bläst der Transfracht der Wind ins Gesicht: „Weil wir seit Anfang letzten Jahres nicht mehr das Monopol im Containerverkehr haben, muß unser Unternehmen schlanker werden“, sagt Daniela Gramlich von der Firmenzentrale in Frankfurt.

Deshalb soll es in Zukunft eine Zweigniederlassung „Deutsche Seehäfen“ geben, die den Schienenfrachtverkehr an Nord- und Ostsee zentral regelt — und zwar von Hamburg aus.

Dort sollen dann Verkauf und Kundenberatung konzentriert sein, während für Bremerhaven nur ein Regionalbüro bleibt. „Das ist keine Entscheidung für Hamburg und gegen Bremerhaven“, sagt Gramlich, „sondern einfach geographisch günstiger. Wir können es uns gar nicht leisten, uns aus Bremerhaven zurückzuziehen.“

In Bremen hat man aber Angst, daß die neue Struktur auf die Kosten der Bremer Umschlagzahlen geht. Im Gegensatz zu den Konkurrenzhäfen Rotterdam und Hamburg habe Bremerhaven bei der Fracht einen sehr großen Eisenbahnanteil, sagt Rüdiger Staats, Sprecher des Hafensenators.

Er zitiert aus einem Gutachten, nach dem bis zum Jahr 2010 der Güterverkehr auf der Schiene um 55 Prozent, der auf der Straße um 95 Prozent zunehmen werde. „Etwa im gleichen Zeitraum erwarten wir eine Steigerung der Tonnage in den bremischen Häfen um 50 Prozent. Unseren Standortvorteil und den Vorteil gegenüber der Straße müssen wir ausnutzen, und dazu brauchen wir die Transfracht. Die können nicht einfach ihre Präsenz hier eindampfen“, erklärt Staats. Die Hafenverwaltung will sich daher an den Bahnvorstand in Frankfurt und auch an den neuen Bundesverkehrsminister Wissmann wenden, der der Bahnreform „überragende Priorität“ eingeräumt hat.

Von 1991 zu 1992 ist das Containeraufkommen der „Transfracht“ in den bremischen Häfen von 128.800 Containern auf 118.200 zurückgegangen. Den Rückgang, der auch andere Häfen wie Hamburg getroffen hat, erklärt Daniela Gramlich mit den „starken Einbrüchen bei der Konjunktur, die besonders den Überseehandel treffen“. Bernhard Pötter