Bruchstücke aus einem großen Kontrastprogramm

■ Der Journalist und Schriftsteller Robert Jungk wird heute 80 Jahre alt

Der Mann steht für Kontrastprogramme. Robert Jungk, in Berlin geborener Schriftsteller und Journalist aus jüdischem Elternhaus, wollte 1992 Kurt Waldheim, den ehemaligen Nazi-Offizier, als österreichischen Bundespräsidenten ablösen. „Das würde ich auf mich nehmen“, sagte Jungk damals nicht ohne Sinn für Symbolik. Der Kandidat, der mit Unterstützung der Grünen antrat, erzielte achtbare 6 Prozent der Stimmen.

Jungk wurde heute vor 80 Jahren in Berlin geboren. Seine Eltern waren die Theaterleute David und Sara Baum. Der Auftritt und das Schreiben lagen schon in der Wiege. Schon Vater David verfaßte unter dem Pseudonym Max Jungk Filmdrehbücher, das Pseudonym wurde später zum Familiennamen. Die Politik kam im Berlin der zwanziger und frühen dreißiger Jahre dazu. Jungk trieb sich in der linken deutsch-jüdischen Jugendbewegung herum und lernte früh Harro Schulze-Boysen, später Kopf der Widerstandsgruppe „Rote Kapelle“, kennen.

1933 floh Jungk aus Deutschland. Der 19jährige war am Tag nach dem Reichstaggsbrand in der Humboldt-Universität beim Abreißen von Nazi-Plakaten erwischt und festgenommen worden. Ein Neffe des Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht, Sven Schacht, verhalf ihm in brauner SA-Uniform zur Freiheit.

Von 1933 an studierte, schrieb und filmte Jungk sich durch Westeuropa. Hauptstationen waren Zürich und Paris. 1940 bis 1944 brachte der Emmigrant — unter Pseudonym — mit kritischen Berichten über Nazi-Deutschland in der Weltwoche die Schweizer Behörden gegen sich auf. Die versuchten ihn, als das Pseudonym aufflog, prompt nach Nazi- Deutschland abzuschieben.

Nach dem Krieg wurde das gespaltene Atom zum Lebensthema für Jungk. Ein Atomtest in Los Alamos war „vielleicht das Schlüsselerlebnis, weil ich erlebt habe, wie es aussehen könnte, wenn die Welt zerbricht“, erinnerte sich Jungk später. Seinem Lebensthema hat er auch die bedeutendsten seiner vielen Bücher gewidmet: Strahlen aus der Asche; Heller als tausend Sonnen, Der Atomstaat; Die große Maschine (alle bei Heyne). Gerade ist bei Hanser seine Autobiographie Trotzdem erschienen. ten