Zepa: 40.000 Bosnier in die Berge geflüchtet?

■ EG diskutiert Waffenembargo

Belgrad/Brüssel (dpa/taz) – UN-Militärbeobachter befürchten eine „menschliche Katastrophe ungeheuren Ausmaßes“ für die seit Monaten von serbischen Truppen belagerte Muslim-Enklave Zepa. Die Abgesandten der Vereinten Nationen, die nach Tagen des Wartens am Montag endlich in die schwer beschädigte Stadt gelassen worden waren, fanden nach UN-Angaben gerade noch 50 der etwa 40.000 BewohnerInnen vor. Die übrigen Menschen sind nach Angaben des bosnischen Rundfunks in den letzten Tagen vor den serbischen Angreifern in die umliegenden Wälder und Hügel geflohen.

Der selbsternannte „Präsident“ der bosnischen SerbInnen, Radovan Karadžić, darf auch weiterhin in die Republik Serbien einreisen. Die jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug dementierte am Montag anderslautende Meldungen, nach denen sowohl Karadžić als auch andere bosnisch-serbische PolitikerInnen an der Grenze zu Jugoslawien aufgehalten worden wären. Tatsächlich wurden die Grenzkontrollen durch Beamte der „Bundesrepublik Jugoslawien“ mittlerweile verstärkt.

Die EG-Außenminister waren sich wohl bei ihren Brüsseler Beratungen einig, daß auf die Belgrader Zusage, ab sofort alle Lieferungen für die bosnischen SerbInnen einzustellen, eingegangen werden muß. Humanitäre und medizinische Güter waren von dem Belgrader Beschluß ausdrücklich ausgenommen worden.

Angesichts des weitgehend eingehaltenen Waffenstillstandes in Osten Bosniens und des restjugoslawischen Einlenkens nach der erneuten Ablehnung des Vance- Owen-Planes durch das bosnisch-serbische „Parlament“ wuchsen die europäischen Zweifel an den Vorschlägen der USA, das Waffenembargo gegen die bosnischen MuslimInnen und KroatInnen aufzuheben. Seite 2