Öffentliche Bäder für 'ne Mark zu kaufen

■ Koalition: Besucherrückgang zwingt zu Schließungen / Mehr Eintritt für weniger Bäder

Die Frage nach dem Preis macht die Pressesprecherin des Sportsenators van Nispen hellwach: „Wollen Sie ein Bad kaufen?“ Im ultimativen Angebot hat die Stadtgemeinde gleich zwei: das Hallenbad am Stadion und das Hallenbad Huchting. Preis ist Verhandlungssache — mehr als eine Mark wird die Stadtgemeinde nicht verlangen können.

Für das Hermann-Ritze-Bad heißt die Nachricht: „Investor gefunden“. Da ist die Botschaft der Sprachregelung schon klar: Schließung des Bades. Denn ein Hallenbad zu betreiben ist kein Geschäft, das sich lohnt. Die laufenden Kosten würden pro Besucher bis zu 10 Mark betragen — Investitionen nicht gerechnet, und die Besucherzahlen überall sind stark rückläufig. Selbst das Spaßbad-Zentrum Aquadrom „erfüllt nach Einschätzung der Handelskammer nicht die ursprünglichen Erwartungen“, steht in der Vorlage, die im Senat Ende Mai endlich beschlossen werden soll.

Am Montag abend passierte das überarbeitete Bäder-Konzept den Koalitionsausschuß, das den Zuschußbedarf der „Gesellschaft für öffentliche Bäder“ (GfÖB) noch für 1993 auf 7,9 Millionen begrenzen soll. Die Frage, wann nach einem Senatsbeschluß gehandelt werden soll, ergibt sich daraus zwingend: Sofort.

Im Unterschied zu ursprünglichen Wirtschaftlichkeits-Überlegungen soll das Herbert-Ritze-Bad geschlossen werden. Wieviel der Investor, der hier Altenwohnungen und Arztpraxen bauen will, für das Grundstück zahlen muß, hängt wohl auch davon ab, inwiefern ein in dem Gebäudekomplex geplantes kleineres Bad dann noch öffentlich zugänglich sein wird. Für Schulklassen und Sportvereine jedenfalls rechnet der Sportsenator nicht mehr damit.

Nicht geschlossen werden soll stattdessen das Hallen- und Freibad Sebaldsbrück — Zuschußbedarf für beide: 550.000 Mark jährlich. Für das Freibad Blumenthal soll der Zuschuß durch privates Engagement auf 70.000 Mark ab 1994 begrenzt werden.

Für Huchting hat der Koalitionsausschuß den besonderen Wunsch unterstrichen, daß doch noch eine anderen Lösung anstelle der angedrohten Schließeung gesucht werden möge. Bei einem jährlichen Zuschußbedarf von 400.000 Mark ist aber die private Lust am Risiko in Huchting minimal.

Einen Pluspunkt bietet das neue Bäderkonzept: Wenn das Hallenbad Universität durch die GfÖB betrieben wird, könnten 150.000 Mark gespart werden.

Aber da fängt das interne Problem an: Das Unibad läßt sich beriebstechnisch nicht aus der Uni herauslösen. Das Wissenschaftsressort ist deshalb dagegen. Und überhaupt will der Bildungssenator nicht mit 500.000 Mark mehr aus seinem Etat zur kostendeckenden Nutzung von Schwimmbädern durch Schulklassen beitragen. Und der Finanzsenator sagt, er könne dem 1,5 Millionen Mark teureren neuen Konzept nur zustimmen, wenn die Ampel-Koalition an anderer Stelle auch bereit ist, zu sagen, wo diese 1,5 Millionen eingespart werden können. Der Finanzsenator möchte zudem wissen, wo die 37 Millionen Investition in eine Modernisierung der Bäder herkommen soll, die Voraussetzung für die mittelfristige Stimmigkeit des Konzepts ist. Und ob wirklich anzunehmen ist, daß dann die Besucherzahlen nicht weiter zurückgehen.

Da das alles unklar ist, sollen die Nutzer mehr zahlen: Ab sofort 4 Mark Eintritt für Freibäder wie derzeit schon für Hallenbäder. K.W.