Lokalkoloratur

■ Erwin K. Scheuch

LOKALKOLORATUR

Wenn Eitelkeit das Handeln bestimmt, wird's peinlich. Am Mittwoch abend fand in der hochherrschaftlichen Börse die Jahresmitgliederversammlung des Bundes der Steuerzahler Hamburg e.V. statt. Vor etwa 30 Hanseln und Greteln, gut ein Drittel von der Journaille, sollte Professor Erwin K. Scheuch einen Gastvortrag halten: „Kölner Klüngel — Hamburger Filz“. Schon seit Monaten tingelt der Direktor des Instituts für angewandte Sozialforschung zu Köln als Aufklärer in Sachen Polit-Schweinereien durch die Lande. Aufgefallen ist er dabei nicht nur durch seinen kaum vorhandenen wissenschaftlichen Tiefgang, sondern vor allem durch sein nicht zu bändigendes Talent der Selbstdarstellung. So auch am Mittwoch. Seine Gastgeber ließ er fast eine Stunde auf seinen Auftritt warten. Eine Fernsehaufzeichnung beim „Hamburger Journal“ des NDR war ihm wichtiger. Ebenso unhöflich wie arrogant war seine Entschuldigung. Er habe die Börse nicht gefunden und auf diese Weise eine Rundfahrt durch Hamburg gemacht. So scheint er zumindest etwas von der Stadt kennengelernt zu haben. Denn seine Kenntnisse der politischen Verhältnisse in Hamburg tendieren derart gegen Null, daß das Thema seines Vortrages blanker Etikettenschwindel war. Außer längst bekannten Döntjes (auf kölsch „Verzälle“) hatte der Professor nur Populistisches zu bieten. nm