„Katholikenflut“

■ SPD schlägt CDU für den Kleinkunstpreis vor

Mitten ins Zentrum der politischen Geschmacksnerven haben die Jungsozialisten in Hannover mit einer Satireaktion getroffen. Auslöser für das große Reihern im Landtag war gestern ein Flugblatt der sozialdemokratischen Jungspunde zum Thema „Katholikenschwemme“. Darin werden Katholiken analog zu Asylbewerbern satirisch stigmatisiert. Kostprobe des Textes: „Schon das Symbol, das die Katholiken anbeten, das Bildnis eines Gefolterten am Kreuz, ist ein Zeugnis der latenten Gewaltbereitschaft dieser Gruppe.“

Das Flugblatt war gestern Thema einer Aktuellen Stunde im niedersächssichen Landtag. Eigentlich wollten die Jungsozialisten, so sah es der SPD-Landtagsabgeordnete Peter-Jürgen Schneider in der Debatte, „etwas gegen die Ausländerfeindlichkeit in unserem Lande tun.“ Von dem Weg, den die SPD-Jugendorganisation einschlug, allerdings „rücken auch wir ab“, gab der Abgeordnete zu. Die Verteilung des Textes sei „ein Fehler“ gewesen.

Vorurteile, die gegen Asylsuchende immer wieder geäußert werden, sind in dem Text auf Katholiken im protestantischen Norddeutschland angewandt worden. Doch „auch, wenn man meint, mit Satire etwas deutlich machen zu können“, gebe es Grenzen, betonte der katholische CDU-Abgeordnete Werner Remmers. Diese Grenze sei mehrere Male „mit schlimmen Entgleisungen“ überschritten worden.

Für den FDP-Fraktionschef Martin Hildebrandt ist der Text eine „absolute Geschmacklosigkeit“. Er stehe auf gleichem Niveau „wie Äußerungen von Rechtsextremisten über Ausländer.“ Man könne sicher unterschiedlicher Meinung darüber sein, „ob Satire über die Katholikenschwemme eine gute ist oder eine schlechte“, meinte Schneider. Sie aber ernst zu nehmen und eine Aktuelle Stunde daraus zu machen mit dem Titel „Hetze gegen die Katholiken durch SPD-Jugendorganisationen“, das sei schon Realsatire. Dafür gebühre der CDU-Fraktion „der deutsche Kleinkunstpreis 1993“. dpa/taz