Vorschlag

■ Gerd Dudenhöffer in den Wühlmäusen

Nein, so was! Der verspätete Gast mit der kleinen Taschenlampe, der sich durch die vollbesetzten Reihen drängelt, ist gar kein Gast. Es ist der Künstler selbst. Und was sucht er? „Das Sperrholz!“ Wo es doch in Wirklichkeit „Sperrsitz“ heißen muß. Das Publikum klatscht begeistert und freut sich auf weitere Bonmots. Und es freut sich nicht umsonst.

Vor zehn Jahren hat Gerd Dudenhöffer die Figur des saarländischen Kleinbürgers Heinz Becker erfunden. „Sie müsse entschuldiche“ ist sein zweites Soloprogramm nur mit Heinz. Zwei Stunden lang hockt der Besserwisser mit der Schiebermütze auf einem weitgehend funktionslosen Fernseher, inmitten umgestürzter Stühle, Stehleitern, Mülleimer und Werkzeugkästen. Er soll hier Vorhänge befestigen, denn morgen feiert sein Verein 25jähriges Jubiläum. Das gibt Anlaß zu Erinnerungen: „Letztes Mal hat mir meine Nachbarin Weißwein über die Hose geschüttet. Sag ich: Warum ham Sie nix gesagt, ich hätt's getrunk'!“ In diesem Jahr plant Heinz für die Feier „Bulljong mit Einlage – hat Hilde auch in den Sommerschuhen“ – und Nudelsalat: „Der kotzt sich gut.“ Jauchzen im Publikum.

Zwei Stunden lang verbreitet sich Heinz über sich, seine Frau Hilde, die nie weiß, was sie anziehen soll, und seine zahlreichen Vereinskollegen. Quälend vorhersehbar wandert Heinz von einem Thema zum nächsten. Sein Sohn kennt einen Tänzer? Kunstpause, man ahnt, wohin es geht. Und richtig: „Der ist bestimmt schwul!“ Na, da wär's ja noch besser, der Sohn ließe sich mit der Tochter von Schimbrowski ein, dem Ostler, der drüben alles besser fand, was auch kein Wunder ist: „Mir wär's auch lieber, wenn ich nix schaffe müscht!“

Natürlich ist Heinz Becker ein Stammtisch-Typ mit den bekannten Stammtisch-Meinungen. So steht's auch im Programm, so daß die Zuschauer gleich zweimal lachen dürfen – einmal spontan mit Heinz und einmal von der Höhe kritischen Bewußtseins herab. Das spontane Lachen ist allerdings erheblich lauter. Beifall brandet auf, als der saarländische Querulant klagt, wenn einem die Pizza beim Italiener nicht schmecke, sei man schon ausländerfeindlich – „und das ganze Lokal macht eine Lichterkette“. Es folgt ein neuer Wortwitz: Die „Neecherin“, die bei der Vereinsfeier bedienen wird, arbeite garantiert schwarz.

Nur am Ende des Programms bricht Laumann aus seiner Rolle aus und singt recht wohltönend „Mama, du sollst doch nicht um deinen Jungen weinen“. So unmotiviert diese Einlage (!) auch erscheint – als Abwechslung zu Heinz ist sie eine Gnade. Miriam Hoffmeyer

Bis 19.5. tägl., außer Mo., 20.30 Uhr in den Wühlmäusen