: Sportstätten bedroht
■ Olympia-Gegner sollen Anschläge planen / FU-Diskussion mit IOC-Mitglied Bach abgesagt / Nawrocki trifft Samaranch
Berlin. Militante Olympia-Gegner sorgen mit Gewaltankündigungen weiterhin für Unruhe. „Die Polizei hat uns mitgeteilt, daß das Horst-Korber-Zentrum auf der Planungsliste für Attentate steht“, erklärte Landessportbund- Direktor Norbert Skowronek. „Wir nehmen die Sache ernst und werden uns in der kommenden Woche mit der Polizei über geeignete Maßnahmen unterhalten“, so Skowronek. An eine Absage von Sportgroßveranstaltungen sei aber nicht gedacht.
Gleichfalls aus „Sicherheitsbedenken“ wurde ein für den kommenden Montag vorgesehenes Olympia-Forum mit IOC-Mitglied Thomas Bach vom Institut für Sportwissenschaft an der Freien Universität Berlin abgesagt. Hingegen wird IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch am 20. Mai in Aachen mit Olympia-Manager Axel Nawrocki zusammentreffen, nachdem er in der Vorwoche seinen für den 24. Mai in Berlin geplanten Besuch unter Hinweis auf mögliche Aktionen der Olympia- Gegner gestrichen hatte. Nawrocki bestätigte gestern, daß er Samaranch treffen werde.
Zu Wochenbeginn war das Berliner Olympia-Stadion von der Polizei unter Sicherheitsaspekten in Vorbereitung des DFB-Pokalendspiels am 12. Juni untersucht worden, weil Olympia-Gegner auf Flugblättern gedroht hatten: „Jede Großveranstaltung kann umgedreht werden.“ Bereits Anfang Mai hatte es eine Bombendrohung gegen die Terrassen am Olympiastadion gegeben, die sich jedoch als blinder Alarm erwies.
„Beim Besuch der IOC-Prüfer im April blieben die gewalttätigen Olympia-Gegner recht ruhig. So sehe ich es als logische Konsequenz, daß sie jetzt noch einmal aufdrehen wollen“, sagte Axel Nawrocki, Geschäftsführer der Berlin 2000 Olympia GmbH. „Und natürlich suchen sie sich eine der verwundbarsten Stellen aus: das Stadion. Aber durch die Besuche der vielen IOC-Mitglieder in Berlin sind wir ständig in Kontakt mit der Polizei und sind optimistisch, daß die Chaoten nicht zum Zuge kommen“, so Nawrocki. In der Vorwoche war wiederum eine Filiale der Berliner Bank von Jugendlichen, deren T-Shirts die Aufschrift „IOC piss off“ trugen, beschädigt worden.
„Ich bedaure die Absage“, erklärte Bach. „Ich hatte mich auf eine lebhafte Diskussion gefreut.“ In einem Fax war Bach vom Institutsleiter Wolf-Dietrich Brettschneider mitgeteilt worden, daß sich zum Forum Olympia-Gegner mit Trillerpfeifen und Wasserschläuchen angekündigt hatten. „Dies kann aber nicht der alleinige Grund der Absage gewesen sein. Denn solche Sachen trägt die Uni mit links“, meinte FU-Pressesprecher Christian Walther. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen