„Soziale Seele“ bedroht

■ TU-Solidarität mit IG Metall-Kampf

Charlottenburg. Als einen Angriff „auf die soziale Seele“ der Bundesrepublik, nämlich auf das Tarifrecht, kritisierte gestern Professor Elmar Altvater den Tarifbruch der ostdeutschen Metallarbeitgeber. Diese würden die katastrophale Wirtschaftslage in der Ex-DDR nutzen, „um den Rückbau sozialpolitischer Errungenschaften auch in Westdeutschland vorzunehmen“, sagte Altvater ungeachtet des in Sachsen erzielten Tarifkompromisses. Die Nachricht davon platzte in eine Solidaritätsveranstaltung in der TU, an der am Nachmittag über 100 Uni-Angehörige teilnahmen.

Es gehe nicht um „21,7 oder 26 Prozent“, bezog sich Professor Altvater auf die Tarifeinigung. Der Bruch des Tarifvertrages durch die Arbeitgeber unterminiere die „soziale Demokratie“. Seit den 20er Jahren sei es einmalig in Deutschland, eine Tarifeinigung einseitig aufzukündigen. Die Arbeitgeber versuchten damit, „die tarifpolitische Verbindlichkeit für Branchen und Regionen außer Kraft zu setzen“, warnte der Professor für Politische Ökonomie. Das sei ein Warnsignal im Hinblick auf die europäische Währungsunion, die 1999 Regionen sehr unterschiedlicher Arbeitsproduktivität verbinden solle, meinte Altvater vor dem studentischen Publikum, zu dem auch Arbeiter des Hennigsdorfer Riva-Stahlwerks zählten.

Im gut gefüllten Hörsaal 1012 skizzierte Siegfried Masson (IG Metall) Details der Tarifeinigung vom Freitag vormittag. Der Sozialreferent des TU-Asta, Ulrich Schiller, widersprach dem Veranstaltungsmotto („Dies ist ein politischer Streik“). Es gebe keine gesellschaftspolitischen Forderungen, wie etwa Loslösung des Einkommens von der Arbeit durch einen allgemeinen Grundlohn. cif