Lichtkrank durch Lichtschutz?

Göttingen (taz) – Die Sonne lacht durch das Ozonloch, der Run auf Licht- und Hautschutzmittel ist größer als je zuvor. Doch nicht alles, was vermeintlich gesund hält und schön macht, tut dem Körper auch wirklich gut. Diese Binsenweisheit hat jetzt durch eine Untersuchung der Göttinger Universitätsklinik erneute Bestätigung erfahren. In ihrer Studie weist die Dermatologin Silvia Schauder nach, daß zahlreiche, in Deutschland vertriebene Licht- und Hautschutzmittel die BenutzerInnen „lichtkrank“ machen und verschiedene Allergien und Hautkrankheiten auslösen können.

Viele der in den Ölen und Salben, Lippenstiften und Cremes enthaltenen Lichtfilter – komplizierte biochemische Verbindungen – verursachen Frau Schauder zufolge bisweilen erhebliche phototoxische und photoallergische Reaktionen. Um zu diesem Ergebnis zu gelangen, hat die Wissenschaftlerin 68 Patienten, die regelmäßig Licht- oder Sonnenschutzmittel benutzen, langfristig beobachtet. Bei vielen der Untersuchten bildeten sich Rötungen, Schwellungen, Pickel und Pusteln, die teils mit schmerzhaftem Jucken und Brennen einhergingen.

In der von der Hautklinik veröffentlichten „Göttinger Liste“ werden rund 1.000 Kosmetika und Lichtschutzmittel, ihre Zusammensetzungen und Wirkungen ausführlich beschrieben. Zahlreiche Firmen, so die Wissenschaftlerin, hätten sich geweigert, die genaue Zusammensetzung ihrer Produkte bekanntzugeben. Als eine Konsequenz aus ihrer Untersuchung fordert Schauder alle Hersteller von Hautpflegemitteln auf, sämtliche Inhaltsstoffe ihrer Produkte bekanntzugeben. In Deutschland werden die einzelnen Wirkstoffe der angebotenen Mittel nämlich bislang nur auf freiwilliger Basis deklariert. Reimar Paul