■ Das Portrait
: Edmund Stoiber

Foto: Marc Darchinger

Ein sozialeres Mietrecht und die Idee, Ausländer als Polizisten einzustellen – das sind zwei Vorstöße des Edmund Stoiber aus jüngster Zeit. Bekannter geworden ist der mutmaßlich künftige Ministerpräsident des Freistaats Bayern allerdings mit anderen Dingen, allen voran mit dem berüchtigten Satz von der „durchraßten Gesellschaft“. Sein Kreuzzug für eine Abschaffung des Asylrechts, gegen eine erleichterte Einbürgerung und für die Wanze in der Wohnung trugen ihm erst unlängst einen Titel ein: „Extremist im öffentlichen Dienst“, schimpfte ihn der FDP-Abgeordnete Burkhard Hirsch. Stoiber mußte sich schon Schlimmeres anhören. Als „Neonazi“ und „Rassist“ wurde er ausgerechnet von „Republikaner“-Chef Franz Schönhuber attackiert. Zuvor hatte der Angegriffene den bayerischen Verfassungsschutz auf Schönhubers Partei angesetzt: Mit der rechtsradikalen Konkurrenz schenkt sich Stoiber nichts. Von den Reps lernen heißt, sie besiegen lernen: Das könnte das geheime Motto des Edmund Stoiber sein.

Franz-Josef Strauß war es, der den heute 42jährigen 1978 zum CSU-Generalsekretär machte. Von Strauß hat er nicht nur die Fähigkeit zum medialen Mehrfrontenkrieg geerbt, sondern auch den Hang zur engen Verknüpfung von Politik und privatem Vorteil. Wie Max Streibl mußte er im Februar eingestehen, sich Freiflüge von MBB und Freifahrten mit Karrossen von BMW, Audi und Daimler-Benz genehmigt zu haben.

Daß Stoiber zugleich Seite an Seite mit der Autoindustrie gegen Tempolimits und hohe Benzinsteuer kämpfte, daß er überdies gegen eine wirksame Verankerung des Umweltschutzes im Grundgesetz anrannte, hielt seine Karriere nicht auf. Von Strauß gelernt ist gelernt: Die Amigo-Wirtschaft, die Max Streibl zu Fall brachte, konnte einem Stoiber nicht schaden. Auf die CSU- Stammwähler, prophezeite gestern die konservative FAZ, werde der neue starke Mann von München wirken „wie ein Vitaminstoß“.

Da schadet es überhaupt nichts, daß Stoiber Attacken auf die Bonner CDU und ihren Chef Helmut Kohl nicht scheut. Dennoch hat auch Stoiber seine Grenzen. Daß er partout nicht als Bundesinnenminister an den Rhein gehen wollte, habe seinen Grund nicht nur in Stoibers Münchner Karriereplänen gehabt, wird in Bonn gemutmaßt. Eine Rolle könne auch eins gespielt haben: Die Angst des schwarzen Mannes vor der Bonner Kabinettsdiziplin. Hans-Martin Tillack