Wale vor Harpuniers sicher

■ Die Internationale Walfangkonferenz läßt Waljäger erneut abblitzen / Eine Schutzzone für die Meeressäuger findet keine Mehrheit

Kioto (taz/dpa/AP) – Die Teilnehmer der Internationalen Wal- Konferenz können den Riesensäugern den Buckel hinunterrutschen. Fast eine Woche lang haben die IWC-Delegierten über eine Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs und die Einrichtung eines Walreservats verhandelt, um am Ende vorerst alles beim alten zu belassen. Für die bedrohten Wale ist dies durchaus von Vorteil: die Jagd auf die größten Lebewesen der Erde bleibt verboten.

Die Walfangnationen Japan und Norwegen, die die dort traditionelle Jagd auf die „heiligen Kühe des Meeres“ (Japans oberster Harpunier) so bald wie möglich wieder aufnehmen wollten, mußten eine Niederlage einstecken. Die Mehrheit der IWC-Kommission stimmte gestern gegen die von beiden Ländern eingebrachte Resolution, die eine Rückkehr zum gewerblichen Walfang erlaubt hätte. Damit bleibt das seit 1986 bestehende vorläufige Fangverbot in Kraft.

Japan und Norwegen hatten verlangt, das sogenannte Bewirtschaftungsverfahren (Revised Managment Scheme) für den kontrollierten Walfang spätestens 1994 einzuführen. Das Verfahren legt unter anderem Bestände, Fangquoten und Jagdmethoden fest. Gleichzeitig verlangte Norwegen im Vorgriff auf die Einführung des RMS-Schemas eine Zwergwal- Fangquote für die kommenden Monate. Nach Ansicht der Walfang-Gegner fehlt noch ein wirksames Inspektions- und Beobachtungssystem.

Ein japanischer Regierungssprecher versicherte, Japan werde trotz der Schlappe nicht aus der IWC austreten. Schon am Donnerstag hatte die Konferenz der japanischen Wahlfanglobby schwer zugesetzt, als sie deren Antrag, vor der heimischen Küste 50 Zwergwale erlegen zu dürfen, eine Abfuhr erteilte. Ob Norwegen, deren Walfänger die Regierung hinter sich haben, die Kommission verläßt, blieb zunächst offen. Die norwegische Delegation hatte bereits vor der Konferenz erklärt, ihr Fischervolk werde die Jagd auf mehrere hundert Zwergwale vor den Lofoten wieder aufnehmen.

Wenn es nach der Walfang- Kommission geht, wird bald auch eine Schutzzone für die Meeressäuger in antarktischen Gewässern eingerichtet. Der Vorschlag der Tier- und Umweltschützer, das Gebiet rund um den Südpol zu einem Walreservat zu erklären, wurde von 19 der 32 stimmberechtigten IWC-Staaten unterstützt. Er soll auf der nächsten Konferenz 1994 in Mexiko in überarbeiteter Form erneut auf die Tagesordnung kommen. Die von Frankreich geforderte sofortige Ausweisung eines Reservats südlich des 40. Breitengrades hätte jedoch eine Dreiviertelmehrheit erfordert. Viele Staaten verlangen aber noch Nachbesserungen. So fordert Chile nach den Worten von Außenminister Enrique Silva Cimma zunächst die rechtliche Anerkennung seiner Hoheitsgewässer, bevor sein Land dem Plan zustimmen könne.

Die Umweltorganisationen feierten den Ausgang der Abstimmungen als „großen Sieg für die Wale“. Eine Sprecherin des World Wide Fund for Nature (WWF) sagte: „Jetzt haben wir eine Riesenchance, das Schutzgebiet im nächsten Jahr zu verwirklichen.“ Und Cindy Baxter von Greenpeace meinte: „Das ist ein großer Schritt vorwärts und es ist eine Niederlage für Japan und Norwegen.“ es