Nachschlag

■ Wolfgang Fenner im Haus der Demokratie

„Verfremdeter Gebrauch alltäglicher Gegenstände verdeutlicht den entfremdeten Umgang des Menschen mit sich und der Natur.“ So könnte das Motto der Installationsserie des aus Ratzeburg stammenden Wolfgang Fenner lauten, deren dritter „Ausstellungsorganismus“ am Freitag im Haus der Demokratie eröffnet wurde. Nach dem ersten, begonnen am 9. Mai zum 11.Todestag von Robert Havemann, mit dem Titel „Standortbeziehungen – Zivilcourage“ und dem zweiten mit dem Thema „die zweite Proklamation des 8. Mai zum neuen deutschen Nationalfeiertag“ trägt dieser jetzt die Bezeichnung „Evolution – Installationen der Selbstorganisation“. Es ist ein Hügel aus Eisenwinkeln von der Spitze des ehemaligen DDR-Grenzzauns und eine dahinter angebrachte „Paßhüllen-Wand“. Die auffallenden „Schaufensterlandschaften“ – eine verbundene Gießkanne neben einem in eine Wärmdecke gewickelten Betonstein und der „große Fischzug“ mit einem an einer Angel aufgehängten Grundgesetztext – wecken Neugier.

„Grenzüberschreitung in der Kunst zu praktizieren“ hat sich der Künstler vorgenommen, „und vielleicht eine Art Interdisziplinarität in sie einzuführen“. Es sei „eine Weiterführung des erweiterten Kunstbegriffs von Joseph Beuys.“ Im „histo-archäologischen“ Zugang, der die ganze Ausstellung durchzieht, werden ritualhaft verfestigte Verblendungszusammenhänge – fixiert in Religion, Recht und ökonomischen Pseudo-Zwängen – und entfremdete Umgänge mit Natur und Mensch als Teil derselben thematisiert. Symbolisch dargestellt durch Vergoldung von Gebrauchsgegenständen (zum Beispiel eines Spatens) beinhalten sie gleichzeitig immer mehr verschleiernde Abstraktionsebenen. Darin stecken aber auch noch Kerne einer „goldenen Idee“. Matthias Trendel