■ Das Portrait
: Hasso Düvel

Was der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf für die Verhandlung des Tarifkompromisses der Metaller geleistet habe, das schätze er „fast so hoch ein wie die Arbeit von Hasso Düvel“. Diese Worte eines Streikpostens vor dem Dresdner AEG-Werk hört der sächsische IG-Metall-Bezirksleiter sicherlich gern. Als der Tarifkonflikt in der Metallindustrie aufzubrechen begann und Hasso Düvel mit markigen Worten gegen die Unternehmer wetterte, gab es in der Presseöffentlichkeit nicht wenig Stimmen, die über eine „lange Leine“ argwöhnten. Die Frankfurter IG-Metall- Zentrale wolle das sächsische Gewerkschaftervolk mit ihren Profis in einen Stellvertreterkrieg führen, hieß es besorgt.

Doch der 48jährige, wortgewandte Niedersachse Düvel machte sich von Anfang an für eine „sächsische Lösung“ stark. Er machte den Ost-Metallern klar, daß es um mehr ginge als um den Lohnstreifen. Und sparte nicht mit knallharten Sätzen: „Wenn uns der Streik aufgezwungen wird, dann stehen wir den monatelang durch.“ – „Das machen wir aus der Portokasse.“ Auf der Großkundgebung in Dresden bat er den Gesamtmetall-Präsidenten locker, doch endlich den Hut zu nehmen.

Gewerkschaftsarbeit hat Düvel von der Werkbank auf erlernt. Seine alte Dienststelle, die IG-Metall-Bezirksleitung in Hannover, wußte, warum sie ihn vor zwei Jahren zur Entwicklungshilfe in den Osten schickte. „Bei Düvel“, meinte ein Bautzener Metaller auf einer der ersten Demos nach dem Tarifbruch, „vergißt du glatt, daß das ein Funktionär ist.“

Foto: M. Stehlik/transit

Daß Hasso Düvel nicht nur versteht, mit den Kumpels Klartext zu reden, hat er beizeiten bewiesen. Beschäftigungsgesellschaften und strukturpolitische Programme für Sachsen sind nicht zuerst an den Schreibtischen des Wirtschaftsministers ausgedacht worden, sondern an denen des Gewerkschafters. Anerkennung fand er dafür nicht zuletzt dort, wo es nach konventionellem Rollenverständnis gar nicht üblich ist: beim Ministerpräsidenten. Phantasie ist ja des Ministers stärkste Seite nicht, da hilft Düvel gern nach. Ohne die vertrauensbildende Vorarbeit des Gewerkschafters hätte Biedenkopf sich wohl kaum ein drittes Mal als Moderator hergegeben, nachdem er zweimal durch Gesamtmetall an der Nase herumgeführt worden war. Detlef Krell