Abwehr von Aktionen

■ betr.: "Mit Gewalt für Genkartoffeln", taz vom 10.5.93

betr.: „Mit Gewalt für Genkartoffeln“, taz vom 10.5.93

Seit dem 1. April halten Gentechnik-Kritiker die Versuchsfelder für Freilandversuche des IGF und der KWS besetzt. Die Durchführung der Versuche war am 15. April vom Bundesgesundheitsamt genehmigt worden, doch an eine Auspflanzung auf den vorgesehenen Flächen war nicht mehr zu denken: Die Besetzer hatten Kartoffelknollen und Sämereien auf den Feldern ausgebracht, um eine Anpflanzung unmöglich zu machen.

Am 22. April hatte die KWS mit der Anpflanzung von Zuckerrüben auf einem benachbarten Teil des Freisetzungsareals begonnen, der ursprünglich mit Winterweizen bepflanzt war. Die Fläche wurde zwar mit einem Maschendraht umgeben, dennoch dehnten die Besetzer ihre Campingstätte auf diese Anlage aus. Auf eine polizeiliche Räumung hatten KWS und IFG verzichtet, obwohl die Besetzer mit massiven Provokationen es gerade darauf angelegt hatten.

Etwa 25 Mitarbeiter des IGF waren am 8. Mai nach Einbeck gekommen, um die jeweils 192 Kartoffeln der beiden Freilandversuche auszupflanzen. Zusammen mit den Saatzüchtern von der KWS hatte man eine Menschenkette gebildet, gleichzeitig drei verschiedene Flächen bearbeitet und Ablenkungsmanöver unternommen.

Während der Pflanzaktion wurden einzelne Besetzer, die das Feld stürmten, sich vor Traktoren setzten und das Aufstellen von Begrenzungspfählen verhindern wollten, von KWS- und IGF-Mitarbeitern von den Flächen getragen. In der taz wird dies unter der Überschrift „Mit Gewalt für Genkartoffeln“ als Angriff der BiologInnen auf die Besetzer bezeichnet. Beeindruckend leicht nimmt Autorin Ute Sprenger die Informationspflicht der Presse. Bei sorgfältiger Recherche wäre klar geworden, daß weder ein Fahrzeug der KWS in eine Menschengruppe gefahren ist, noch daß Kinder verletzt wurden.

Die nun seit sechs Wochen andauernde Provokation der Besetzer, die das Begießen der Pflanzen ebenso „untersagt“ hatten wie die Anpflanzung von Randstreifen, hat die Geduld der Feldarbeiter arg strapaziert, und so kam es zu verbalen Entgleisungen – übrigens auf beiden Seiten, die wir bedauern. Prügeleien hat es aber nicht gegeben. Einer der Besetzer klammerte sich medienwirksam an Wasserleitungsrohren fest – unter den Regieanweisungen mitgebrachter Kameraleute. Das weist ihn zwar als „PR-erfahren“ aus, setzt ihn aber nicht ins Recht.

Bei der Erstürmung der Felder die Besetzer wieder herunterzutragen ist kein Angriff, sondern eine Abwehr von Aktionen, die längst nicht mehr für sich in Anspruch nehmen können, gewaltfrei zu sein. Der Vorwurf des Psychoterrors kam ausgerechnet von jemandem, der den Betreibern der Versuche die Verantwortung für Gewaltaktionen von Gentechnikgegnern zugeschoben hatte und damit die moralische Legitimation für Gewalt schaffen wollte. [...] 31 MitarbeiterInnen des Institut

für Genbiologische Forschung

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