Trio Infernale: Einer wird gewinnen

■ CSU kann sich noch immer nicht auf die Nachfolge Streibls einigen / Showdown am Freitag

München (dpa/AP/taz) – Die bayerische CSU ist in die tiefste Krise ihrer Geschichte gerutscht. Gestern konnte bei einem Spitzengespräch keine Einigung über die Nachfolge für den halb zurückgetretenen und amigogeschädigten Ministerpräsidenten Max Streibl erzielt werden. Damit deutet für den kommenden Freitag alles auf eine Kampfabstimmung in der gemeinsamen Sitzung von CSU-Vorstand und -Fraktion zwischen Bayerns Innenminister Edmund Stoiber und Bundesfinanzminister Theo Waigel hin. Die endgültige Entscheidung soll dann am Mittwoch kommender Woche in der Landtagsfraktion gefällt werden. Sie hatte bereits in der letzten Woche – allerdings ohne formelle Abstimmung – überraschend deutlich für Stoiber votiert.

CSU-Generalsekretär Erwin Huber erklärte gestern am Rande einer Marathonsitzung aller Spitzengremien der Partei, er sehe keine Chance mehr für eine friedliche Einigung. Sowohl der favourisierte Stoiber als auch Waigel bekräftigten ihren Anspruch auf das Amt. Waigel: „Jedermann weiß, daß zwei Namen gehandelt werden.“ Stoiber: „Ich bin der Landespolitiker, und Theo Waigel ist ein überzeugender Bundespolitiker.“ Gleichzeitig betonte Stoiber, daß er kein Anspruch auf das Amt des CSU-Vorsitzenden – diesen Posten hält (noch) Waigel inne – erhebe.

Huber betonte gestern, sowohl Stoiber als auch Waigel seien Politiker der Mitte. Es gilt aber als ausgemacht, daß der CSU- Chefideologe und bayerische Innenminister Stoiber als Ministerpräsident eher in der Lage wäre, die nach rechts abdriftenden Wähler wieder an die CSU zu binden. Der liberalere Waigel hatte noch am Wochenende in Nürnberg vor einem Rechtsruck bei den Christsozialen gewarnt, war aber bei der anschließenden Abstimmung des CSU-Bezirks Franken klar gegen Stoiber unterlegen. Waigel möchte seinen Posten im Bonner Finanzministerium räumen und seine alten Tage in München verbringen. Stoiber aber hat es abgelehnt, im Gegenzug als Minister nach Bonn zu gehen.

Der CSU-Fraktionsvorsitzende Alois Glück räumte gestern ein, daß Waigel durch die Kandidatendiskussion beschädigt worden sei. Glück weiter: „Man sollte sich keiner Täuschung hingeben: Das ist für die CSU eine sehr ernste Situation.“

Noch-Ministerpräsident Max Streibl hatte seinen Abgang von einer einvernehmlichen Lösung innerhalb der CSU abhängig gemacht. Sollte die nun nicht zustande kommen, so wird spekuliert, könnte er von seinem Rücktrittsangebot auch wieder zurücktreten. Seite 2