Bomben und Orangen

Premiere des Hamburger Dokumentarfilms  ■ El Condor No Pasa

An was denken Sie bei dem Namen „Condor“? An Touristen- Flüge nach Spanien mit der Lufthansa-Tochter Condor AG? Oder an die Legion Condor, die 1937 die baskische Stadt Guernica vernichtete? Ralph Schwingel, Hamburger Autor und Filmemacher, zeigt anhand dieser namentlichen Übereinstimmung in seinem Dokumentarfilm El Condor No Pasa die Parallelen der deutschen Besetzung von Spanien auf, wobei die Analogien nicht selten als pervers empfunden werden können.

Die nationalsozialistische Legion Condor, die im spanischen Bürgerkrieg auf der Seite Francos kämpfte, kam unter dem Decknamen Reisegesellschaft Union nach Spanien und reiste auf den Kreuzfahrtschiffen mit der Organisation Kraft durch Freude nach getaner Zerstörung wieder ab. Die Perversität: Auch heute noch strömen Deutsche nach Spanien, als Urlauber, und sie kommen mit der Condor AG ins Land.

Berichte von deutschen Zeitzeugen untermauern diesen Zusammenhang zwischen Zerstörung, Krieg und Urlaub: Ein faschistoider ehemaliger Condor-Pilot erzählt von damals, spricht von „Abenteuerlust“ und „Stierkampf“. Heute spielt im Deutschen Club von Benidorm die Kapelle Eintracht stumpfe Bierzeltmusik. Doch nicht nur der latente Faschismus der Deutschen wird festgehalten, auch unter den Spaniern kommen handfeste Faschisten zu Wort. Zwischengeschaltet sind immer wieder Szenen, in denen Orangen der Marke Der Flieger für den Export nach Deutschland versandfertig gemacht werden.

Der Dokumentarfilm von Schwingel ist als Informationsquelle unbedingt zu empfehlen, denn viele Einzelheiten der faschistischen Zusammenarbeit der beiden Länder sind noch nicht ins kollektive Wissen vorgedrungen. Die filmische Umsetzung des Themas ist allerdings weniger gelungen: Da wird sprachliche Information belanglos bebildert, manche Szenen sind überflüssig und zudem auch noch zu lang geraten, das Zustreben auf den dramaturgischen Höhepunkt und logischen Knackpunkt fehlt.

Bei einem Thema, das als Satire ganz hervorragend zu bearbeiten gewesen wäre, fehlt dem Film die Schärfe, die Genauigkeit, mit der auf den Punkt gebracht Ton und Bild eine politische Aussage ermöglicht hätten. Nur einige wenige Szenen sind kräftig und treffsicher, die meisten dümpeln eher in bildlicher Beliebigkeit. Dafür entschädigt aber die Szene nach dem Abspann: Deshalb im Kino bis zum Ende sitzenbleiben! Greta Eck

Metropolis, 19. (in Anwesenheit des Regisseurs), 20. und 24. Mai, sowie im Juli in der Reihe „Bombardement von Hamburg“