Pfeffersäcke im Ampel-Krieg

■ Umweltsenator Fücks bei der Wahl zum Verwaltungsrat der Sparkasse wieder durchfallen

Das war eine schallende Ohrfeige für den Umweltsenator und für die gesamte Ampel: Zum zweitenmal ist Ralf Fücks bei der Wahl zum Verwaltungsrat der Sparkasse durchgefallen. Gut 250 honorige und geschäftlich aktive Bremer, Mitglieder des gemeinnützigen Trägerverweins der Sparkasse, waren in den Kassensaal am Brill gekommen. Nur 88 Sparkassen-Mitglieder stimmten für

Fücks, 11 enthielten sich, aber 163 votierten gegen ihn — und das trotz eines eindringlichen Briefes von Hans Koschnick und trotz eines einstimmigen Votums des Vorstandes und des Verwaltungsrats.

Es war fast wie in der Volkskammer der seligen DDR: Bis zum Tagesordnungspunkt sieben war alles in Butter bei der alljährlichen Mitgliederversammlung der Sparkasse in der Kassenhalle am Brill. Einstimmig wurde der Jahresabschluß verabschiedet, einstimmig neue Mitglieder aufgenommen, übrigens im bewährten Blockwahlverfahren, und auch die Wiederwahl von vier Verwaltungsratsmitgliedern, deren Amtsperiode abgelaufen war — einstimmig, und keine Wortmeldungen.

Die Bremer Honoratioren, meist graumelierte Herren, schien es nicht zu großen Reden zu drängen. Aber dann: Als es zur Neuwahl zum Verwaltungsrat kommen sollte, hob das große Murren an. Denn es ging um keinen der Ihren, sondern um den grünen Umweltsenator. Und der scheint sich allerspätestens seit der Diskussion um die Hemelinger Marsch zum bevorzugten Haßobjekt der besseren Bremer Gesellschaft gemacht zu haben.

hier karikatur

Schon im letzten jahr hatte es sparkasseninternen Unmut um den Kandidaten Fücks gegeben. Der war von Bürgermeister Wedemeier auf einen der drei Plätze im 24köpfigen Verwaltungsrat vorgeschlagen worden, für die der Senat das Vorschlagsrecht hat. Doch vergebens: Zum ersten Mal in der Geschichte der Sparkasse war ein Wahlvorschlag durchgefallen. Ein Jahr lang blieb der Sitz unbesetzt, dem Sparkassen-Vorstand war die Sache peinlich.

Das sollte nicht noch einmal passieren. Also schrieb Verwaltungsratschef Hans Koschnick einen Brief an alle Mitglieder: „Da an der Sachkompetenz von Herrn Senator Fücks nicht zu zweifeln ist, (...) darf ich Sie, sehr geehrte Damen und Herren Mitglieder, herzlich bitten, in Ansehung der geschichtlichen Entwicklung des Vorschlagrechts des Präsidenten des Senats bei den Wahlen zum Verwaltungsrat diesmal seinem Vorschlag zu folgen.“ Vorstand und Verwaltungsrat votierten ohne Gegenstimme für Fücks. Doch all das hat nichts genutzt.

„Sachkunde spreche ich Senator Fücks gänzlich ab“, donnerte der Bremen-Norder Rechtsanwalt Schletzer in den Saal. Die sei nach der Satzung aber notwendig, um in den Verwaltungsrat gewählt

zu werden. (Kurz zuvor hatte die Versammlung einstimmig den Verwaltungsrat Oberschulrat Meews bestätigt) Und überhaupt die ganze Ampelkoalition sei eine Katastrophe. Großer Applaus. Die Atmosphäre war eindeutig gegen den Grünen. Daran änderte auch der Betriebsratsvorsitzende Peter Buß nichts, und auch das Vorstandsmitglied Heinrich Frick konnte die Versammlung nicht umstimmen: Er sitze mit Fücks seit Jahren im Aufsichtsrat und der habe in keinem Fall gegen die Interessen des Unternehmens gestimmt. Doch satte zwei drittel der Mitglieder machten bei der geheimen Abstimmung ihr Kreuzchen bei „Nein“.

Nein, das hätten sie nicht erwartet, meinten am Ende Vorstandschef Friedrich Rebers und Ulrich Nölle. Er hoffe, so Rebers, daß die Entscheidung keinen Einfluß auf die Kunden habe. „Das war keine Entscheidung gegen eine Person, sondern gegen eine Konstellation“, erklärte gestern Bürgermeister Klaus Wedemeier. „Eine Kampfansage an die Ampel“, meinte auch Ralf Fücks. „Die Bremer Pfeffersäckchen haben Feindbilder konserviert, die die Grünen schon längst aufgegeben haben. Ich nehm das nicht persönlich, sondern politisch.“ J.G.