Dagobert is back again

■ Der sture Karstadt-Erpresser zündete sein Bömbchen diesmal in Bielefeld

zündete sein Bömbchen diesmal in Bielefeld

Der Hamburger Karstadt-Erpresser „Dagobert“ legt offensichtlich eine härtere Gangart ein: In der Nacht zum Mittwoch ließ er bei Karstadt-Bielefeld eine Bombe hochgehen. Nach Auskunft der Bielefelder Kriminalpolizei entstand „durch glückliche Umstände“ nur geringer Sachschaden.

Während Dagobert bei seinen bisherigen drei Sprengstoffanschlägen in Hamburg, Bremen und Hannover immer die Porzellanabteilungen der Kaufpaläste bevorzugte, war die Bombe dieses Mal in der Fernsehabteilung hinterlegt worden. Ein Polizeisprecher zur taz: „Der Sprengsatz war hinter zwei Fernsehern deponiert und ist dann durch einen Zeitzünder zur Explosion gebracht worden.“ Wie auch in Hamburg und Bremen hatte Dagobert den Zündzeitpunkt in die Nacht verlegt, so daß keine Menschenleben gefährdet wurden. In Hannover hatte der Erpresser den Sprengsatz zwar in der regulären Geschäftszeit hochgehen lassen, ihn aber so konstruiert, daß er nur, so ein Polizeisprecher damals, „Ohrensausen“ auslöst.

In Bielefeld muß sich Dagobert nach Polizeiauffassung verschätzt haben. Denn statt die beiden Fernseher in Brand zu setzen, implodierten sie durch die Wucht der Detonation. Das kleine Feuer, das entstand, erlosch von selbst. Daher blieb die Explosion in der Nacht auch unbemerkt, erst am Mittwoch morgen entdeckten Angestellte des Kaufhauses den Schaden.

Daran, daß Dagobert der Zündler von Bielefeld ist, besteht bei der Polizei wenig Zweifel: „Es deutet alles darauf hin.“ Der Hamburger erpreßt seit Juni vorigen Jahres den Konzern und verlangt 1,2 Millionen Mark. Elf Geldübergaben scheiterten bislang — drei davon, weil die Polizei den raffinierten Erpresser reinlegen wollte und dabei selber aufs Kreuz gelegt wurde. In Reinbek bei Hamburg entkam Dagobert im August vor den Augen der Polizei auf dem unwegbaren Waldgelände mit einem Mountainbike. Im Geldkoffer befanden sich aber nur mit Leuchtfarbe gepuderte Papierschnipsel. In Berlin konnte sich Dagobert im Januar aus den Händen eines MEK- Fahnders befreien, der ihn bereits

1am Kragen gepackt hatte, weil der Nahkampf-Polizist auf Hundescheiße ausrutschte. Der vorerst letzte Übergabeversuch scheiterte im April. Dagobert hatte die Deponierung des Geldes in einem Sandkasten verlangt. Während Polizisten die Streusandkiste observierten, holte Dagobert die Geldtasche von unten durch einen Gullyzugang heraus, bemerkte, daß wieder nur Geldschnipsel drinnen waren und ließ die wertlose Tasche nebst Peil- und Bewegungssender liegen. Hamburgs Polizeisprecher Werner Jantosch zum jüngsten Anschlag: „Damit hat der Erpresser, wie nach dem gescheiterten elften Übergabeversuch befürchtet, seine Entschlossenheit und Gefährlichkeit unter Beweis gestellt.“ Kai von Appen