Zukunft bleibt ungewiß

■ Adlershofer Chemie: Keine Entscheidung

Die Zukunft der Chemie-Zentren in Adlershof bleibt weiter ungewiß. Der Wissenschaftsrat hat eine ursprünglich für vergangene Woche in Dresden geplante Entscheidung auf Juli verschoben. Vorgesehen ist, aus den Ostberliner Chemie-Zentren Deutschlands erstes außeruniversitäres Forschungsinstitut der angewandten Chemie zu bilden.

Als Grund für die Vertagung nannte Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU) die Weigerung des Bundes, in einen gemeinsamen Trägerverein mit dem Land Berlin einzutreten, der die Grundfinanzierung des Instituts sicherstellen sollte. Diese Haltung sei aber nicht dem Bundesforschungsministerium anzulasten, sonder gehe eher auf „Einflüsse der Bundesfinanzministeriums“ zurück, sagte der Wissenschaftssenator Erhardt.

Nach Empfehlung einer Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrates sollten aus den vier Chemischen Zentren, die von den einstigen Chemie-Instituten der Akademie der Wissenschaften der DDR mit derzeit rund 300 Mitarbeitern übriggeblieben sind, ein „Institut für Angewandte Chemie“ gebildet werden. Diese Einrichtung sollte mit 150 grundfinanzierten Stellen ausgestattet sein. Weitere 70 Mitarbeiter sollten durch die Einwerbung von Projektmitteln, insbesondere über Kooperationen mit der Industrie, beschäftigt werden. Der Vorschlag der Arbeitsgruppe sieht vor, das Adlershofer Institut zunächst befristet für zehn Jahre einzurichten. Sieben Jahre nach dem Start sollte eine umfassende Evaluierung der wissenschaftlichen Leistungen vorgenommen werden.

Insgesamt wird den jetzigen vier Chemie-Zentren von den Experten des Wissenschaftsrates eine „bemerkenswerte Vielfalt und gute Qualität“ bescheinigt. Diese lasse sich an mehreren hundert Publikationen in deutschen und internationalen Zeitschriften sowie an Patenten im In- und Ausland ablesen. Die wissenschaftlichen Qualitäten der Adlershofer Chemiker würden zudem „durch die mit neun Millionen Mark beachtliche Summe an eingeworbenen Drittmitteln unterstrichen“, bilanziert die Arbeitsgruppe.

Erhardt will in Dresden erklärt haben, daß Berlin für unterschiedliche Lösungen offen sei. Jedoch bestehe Berlin darauf, daß aus den Chemie-Zentren entweder ein von Bund und Land zu gleichen Teilen finanziertes Institut oder im gleichen Verhältnis durch einen gemeinsamen Verein getragen wird. Manfred Ronzheimer/dpa