Der junge Franz Josef kehrt nach München zurück

■ Stoiber neuer Ministerpräsident von Bayern

München (taz) – Franz Josef Strauß hat im Freistaat Bayern wieder die Regierung übernommen. Nicht der leibhaftige, der liegt seit fünf Jahren auf dem Friedhof in Rottach-Egern, sondern das Alter ego, das andere Ich, von FJS, wie sich der 51jährige Edmund Stoiber selbst gern bezeichnet. Nach zwei Wochen Machtkampf hat es der stellvertretende CSU-Parteivorsitzende, bayerische Innenminister und Chef der CSU-Grundsatzkommission geschafft: Er beerbt Amigo Max Streibl als Ministerpräsident und schickt CSU-Chef Theo Waigel in die Schuldenwüste nach Bonn zurück.

Nach dem Votum der rund 90 Mitglieder von Partei- und Fraktionsvorstand hat Bayern nun keinen Landesvater mehr, der mit leichtem Vibrato in der Stimme die bajuwarische Lebensart hochleben läßt. Stoiber, der intellektuelle Wadlbeißer und Rechtsausleger, soll die um die Alleinherrschaft im Freistaat bangende Partei wieder auf Vordermann bringen. Der Mann, der die „Integrationskraft des deutschen Volkes“ als „erschöpft“ ansieht und gegen die multikulturelle Gesellschaft wettert, soll Rep-Chef Schönhuber den Rang ablaufen und abtrünnige CSU-Wähler wieder zurückgewinnen.

Im internen Machtkampf erwies sich Stoiber damit als erfolgreicher Stratege. Während Parteichef Waigel nur sehr zögerlich sein Vorliebe für den Ministerpräsidentensessel in der nagelneuen Staatskanzlei in München preisgab, setzte Stoiber mit der Landtagsfraktion im Rücken von Anfang an aufs Ganze. Er erkannte, daß nur eine Flucht nach vorn in seiner eigenen Amigo-Affäre ihn davor bewahren konnte, von innerparteilichen Gegenspielern vorab demontiert zu werden. So bekannte er freimütig Reisen mit der „CSU- Airline“ Messerschmidt-Bölkow-Blohm und die Bereitstellung von Nobelkarossen für Urlaubsreisen durch Autokonzerne. Damit Waigel sein Gesicht wahren konnte, einigten sich CSU-Spitze und Stoiber darauf, Waigels Position als CSU-Chef zu stärken. Bernd Siegler