Hooligans tobten sich auf Ausflugsdampfer aus

■ Massenschlägerei auf der „Thüringen“ an Himmelfahrt: Hooligans verprügelten Jordanier und demolierten Schiffsinventar / Schlechte Stimmung im Hafen Treptow

Berlin. Eine Massenschlägerei tobte am Donnerstag auf dem Oberdeck der „Thüringen“. Gestern aber war dem im Heimathafen Treptow liegenden Fahrgastschiff schon nichts mehr anzusehen. 93 Hooligans hatten an Himmelfahrt auf dem Ausflugsdampfer zwei Jordanier angegriffen und das Inventar demoliert.

Der zur Stern- und Kreisschifffahrt gehörende Dampfer war am sogenannten Vatertag gegen 11Uhr von Treptow zum Müggelsee ausgelaufen. Unter den 300 bis 400 Passagieren an Bord befanden sich nach Polizeiangaben auch rund 30 zur Hooliganszene gehörende Personen. An der Anlegestelle Rübezahl stiegen weitere 60 Hooligans zu. Diese taten sich mit den anderen zusammen und griffen zwei 30 und 36 Jahre alte Jordanier mit Bierflaschen und Stühlen an. Als sich diese zur Wehr setzten, kam es zur Massenschlägerei. Nicht bestätigten Angaben zufolge sollen dabei auch Messer eingesetzt worden sein. Aufgrund eines Funkspruchs des Schiffsführers bezog die Polizei am Anlegesteg Luisenhain in Köpenick Stellung und nahm dort 92 Verdächtige fest. 69 wurden nach einer Identitätsfeststellung entlassen, 23 dem Haftrichter wegen Verdacht des schweren Landfriedensbruchs vorgeführt. Das Ergebnis der Vorführung vermochte der polizeiliche Lagedienst gestern nicht mitzuteilen. Den Gesamtschaden inklusive Einnahmeausfall bezifferte die Stern- und Kreisschiffahrt auf rund 18.000 Mark: 29 Stühle, rund 120 Biergläser, 170 Besteckteile und über 50 Aschenbecher seien über Bord oder zu Bruch gegangen, Außenreling Backbord und Herrentoilette seien demoliert worden. Mehrere Passagiere sollen ihr Fahrgeld von 11,50 Mark zurückverlangt und Schadenersatzforderungen angekündigt haben. Am Hafen in Treptow herrschte gestern eine Stimmung wie drei Wochen Regenwetter, obwohl der Himmel seine Schleusen erst seit zwei Tagen geöffnet hat. Lag es an der mangelnden Kundschaft an diesem Sonntag oder an den Nachwehen der Schlägerei, daß sich der Schiffsführer der am Steg neben ihren leeren Schwesterschiffen vor sich hindümpelnden „Thüringen“ gegenüber der taz zu keiner Auskunft über den Vorfall bequemte?

Den wahren Sündenbock hatten der unfreundliche Mann und sein ebenso abweisender Chef ohnehin längst ausgemacht: Für die „Weiße Flotte“ der Ex-DDR interessiere sich die Presse immer nur dann, wenn es Negatives zu berichten gebe. plu