Wahlen in Kambodscha

■ Zwei Verletzte durch Angriff

Phnom Penh/New York (AFP) – Mit reger Beteiligung haben gestern die von der UNO überwachten sechstägigen Wahlen zu einer Verfassunggebenden Versammlung in Kambodscha begonnen. Nach Schätzungen der UNO gingen im Laufe des Tages rund eineinhalb Millionen der insgesamt 4,7 Millionen eingeschriebenen Wähler zu den Urnen. Die befürchteten Großangriffe der Roten Khmer blieben zunächst aus. Bei den ersten demokratischen Wahlen seit Jahrzehnten kandidieren 20 Parteien um 120 Sitze.

Im Olympia-Stadion von Phnom Penh gaben die Spitzenpolitiker der drei wichtigsten Parteien ihre Stimmen ab. Prinz Ranariddh, der Chef der royalistischen FUNCINPEC-Partei, sagte, die Roten Khmer dürften nicht an der Regierung beteiligt werden. Sein Vater, Prinz Norodom Sihanouk, solle die Führung übernehmen. Sihanouk, der Vorsitzende des Obersten Nationalrats, war am Samstag aus Peking in Kambodscha eingetroffen.

Die Roten Khmer nahmen gestern morgen eine Region im Westen Kambodschas unter Artilleriebeschuß. Die Angriffe begannen wenige Minuten nach Öffnung der Wahllokale an der Grenze zu Thailand. Wie ein AFP-Korrespondent berichtete, wurden die Wahlen von den Angriffen nicht beeinträchtigt, obwohl eines von drei beschossenen Wahllokalen vorübergehend geschlossen werden mußte.

Die Wahlen, die unter Aufsicht von rund 20.000 UN-Mitarbeitern stattfinden, werden von den Roten Khmer boykottiert. In den vergangenen Wochen hatten die Rebellen mit zahlreichen Anschlägen auf UN-Personal und kambodschanische Zivilisten ein Klima der Unsicherheit verbreitet. Noch am Samstag hatten vermutlich Rote Khmer den einzigen in dem südostasiatischen Land noch verkehrenden Zug in die Luft gesprengt. Dabei wurden drei Zivilisten getötet und drei weitere verletzt. Die Wahlen waren im Pariser Friedensabkommen 1991 vereinbart worden, das auch von den Roten Khmer unterzeichnet worden war. Nachdem am Samstag zwei chinesische UN-Mitarbeiter bei einem Anschlag getötet worden waren, betonte der UN-Sicherheitsrat in New York, er werde eine gewaltsame Beeinträchtigung des Demokratisierungsprozesses nicht hinnehmen.