Unterm Strich

„Henri, bitte laß doch“, fleht die langmähnige Schöne, von der nur das entblößte Hinterteil zu sehen ist. Vergeblich: Ihr glatzköpfiger Galan haut weiter zu. Doch ein paar Meter weiter wendet sich das Blatt, denn Comic-Heldin Erma Jaguar mit kurzem Schopf und Powerkörper zeigt es den Machos. Für ihren Schöpfer, den französischen Comic-Zeichner Alex Varenne, ist dies der übliche Ausgang im Kampf der Geschlechter: „Am Ende siegt doch immer die Frau – schon weil sie die Kraft der Verführung hat.“ Einen Überblick über seine Arbeiten, die in der Branche Kultstatus erlangt haben, bietet bis zum 20. Juni eine Ausstellung im Hamburger Erotic Art Museum parallel zum ersten Internationalen Comic-Salon (27.-30. Mai) in den Deichtorhallen. Dem ehemaligen Professor für Grafikdesign gelang der Durchbruch vor rund 15 Jahren, als er gemeinsam mit seinem Bruder Daniel die Comic-Reihe „Ardeur“ über das Leben nach der Atomkatastrophe herausbrachte. Seither widmet sich der jetzt 54jährige Künstler jedoch fast ausschließlich dem Thema Erotik. In deutscher Sprache sind bislang nur zwei Bände von „Erma Jaguar“ erschienen. Eine etwas härtere Erotik tauchte im rund 100jährigen Comic erstmals in den 30er Jahren auf, weiß der Schweizer Mitinitiator des Internationalen Comic-Salons, Cuno Affolter. „Damals wurden in Amerika achtseitige Comic-Heftchen unter dem Ladentisch verkauft, die bekannte Filmstars oder Comic-Helden beim imaginären Liebesakt zeigten. Da konnte man zum Beispiel erfahren, wie es Popeye mit seiner Olivia trieb.“ Im Zweiten Weltkrieg entstanden „Erwachsenen-Comics“ für Soldaten, doch in den 50er Jahren wurde in Amerika ein Moralkodex für die bunte Sprechblasenliteratur eingeführt – ein sichtbarer Bauchnabel war ebenso tabu wie unrasierte Polizisten. Erst in den wildbewegten Sechzigern tat sich wieder etwas in Sachen Erotik-Comic – Walt Disney wollte einen Zeichner verklagen, der Micky Mouse die Hosen heruntergelassen hatte.

Verbittert zeigt sich dpa-Korrespondent Frank Heidmann über die Besucher des Open-air-Festivals „Rock am See“, das am Samstag in Konstanz stattfand – starring Leonard Cohen: „Es hätte für die Fans der vertrauten, etwas monotonen Cohen-Klänge ein wunderschöner Abend sein können, wenn der Auftritt auf einem Open-air-Festival nicht etwas deplaziert gewesen wäre. Während vorne der Songpoet in Zimmerlautstärke musizierte, wurde hinten im Rund des Bodenseestadions lautstark darüber diskutiert, ob man noch ein Bier trinken wolle. Von den zunächst etwa 11.000 Besuchern hatten sich zu Cohens Auftritt vielleicht noch 3.000 vor die Bühne begeben, und auch davon konnten die meisten offensichtlich wenig mit dem eher kammermusikalischen Auftritt Cohens anfangen. Viele schienen die Kultfigur ihrer Eltern einfach nicht zu kennen.“