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Der Rubel soll realistischer rollen

■ Rußlands konservative Zentralbank akzeptiert die Kreditbedingungen des Internationalen Währungsfonds

Moskau (dpa) – Zentralbank und Regierung Rußlands, bisher über die Reformpolitik zerstritten, wollen gemeinsam geld- und finanzpolitische Auflagen des Internationalen Währungsfonds (IWF) erfüllen, um einen Kredit in Höhe von drei Milliarden US-Dollar (4,92 Milliarden Mark) zu bekommen. Die Nachrichtenagentur Interfax verbreitete gestern das am Samstag von Regierungschef Viktor Tschernomyrdin, Finanzminister Boris Fjodorow und Zentralbankchef Viktor Geraschtschenko unterzeichnete Abkommen.

Die Zentralbank untersteht dem mehrheitlich reformfeindlichen Parlament. Sollte der IWF das Dokument akzeptieren, würde bereits Anfang Juli die erste Rate von 1,5 Milliarden Dollar für den Umbau der Volkswirtschaft an Moskau überwiesen. Dem IWF sollen regelmäßig die entsprechenden volkswirtschaftlichen Daten zur Überprüfung vorgelegt werden. Zentralbank und Regierung verpflichten sich dem Text zufolge, die monatliche Inflationsrate bis Ende dieses Jahres auf weniger als zehn Prozent zu drücken. Im April lag der monatliche Preisanstieg offiziell bei 17 Prozent.

Mit Beginn des zweiten Quartals dieses Jahres soll die Kreditvergabe der Zentralbank je Vierteljahr begrenzt werden. Regierung und Zentralbank wollen schrittweise die direkte Kreditvergabe an Unternehmen abbauen und statt dessen diese Aufgabe Geschäftsbanken übertragen. Die Regierung ist verpflichtet, sich strikt an den Haushaltsplan zu halten und zusätzliche Mittel über die Ausgabe von Staatsanleihen zu besorgen. Der Zentralbank sind Interventionen auf dem Devisenmarkt zur Schaffung eines künstlichen Rubelkurses verboten. Die Devisenbestimmungen für Ausländer werden liberalisiert. Vom 15. Juli an dürfen sie ausländische Zahlungsmittel verkaufen, von September an auch kaufen. Die Regierung will in Kürze ein Wertpapier-, Handels- und Konkursrecht sowie ein Gesetz über Aktiengesellschaften vorlegen.

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