Wälder brauchen nur im Süden Schutz

■ Das Internationale Tropenholz-Abkommen wird neu verhandelt / An die Bäume denkt keiner

Kuala Lumpur/Berlin (IPS/taz) Malayische Bäume brauchen internationalen Schutz, deutsche und kanadische müssen trotz sauren Regens auch ohne diesen Schutz auskommen.

Das ist das Hauptergebnis einer Konferenz der Internationalen Tropenholzorganisation (ITTO) in der vergangenen Woche in Kuala Lumpur.

Zerschlagen haben sich damit vorläufig Bemühungen um eine Ausweitung des Internationalen Tropenholzabkommens (ITTA) auf alle weltweit gehandelten Holzarten. Wälder im Norden und Wälder im Süden werden vom ITTA bislang ungleich behandelt: Für Tropenhölzer gilt zumindest noch bis zum Auslaufen des derzeit gültigen Tropenholz-Abkommens im März 1994 das sogenannte „Target 2000“: Ab der Jahrtausendwende soll Tropenholz nur noch aus sogenanntem nachhaltigen Anbau geschlagen werden dürfen. Die Wälder müssen sich nach dem Einschlag erholen können.

Für die Wälder des Nordens – knapp 90 Prozent des weltweiten Holzhandels wird aus diesen Beständen bestritten – gelten solche Übereinkommen bislang nicht. Gerade in Rußland und Kanada wird derzeit Raubbau an den Urwäldern betrieben.

Umweltexperten hatten die Globalisierung des Wälderschutzes als wesentlich für den Schutz des gesamten Baumbestandes bezeichnet. Gerade der Worldwide Fund for Nature (WWF), der die nachhaltige Nutzung von Tropenwäldern propagiert und im Gegensatz zu anderen Umweltverbänden den Boykott von Tropenholz ablehnt, hatte sich für die Ausdehnung des „Target 2000“ auf den Norden des Globus stark gemacht.

Auch Tropenholz-Exporteure wie Malaysia und Indonesien haben die Forderung nach strengeren Regeln für die Waldnutzung im Norden wieder erhoben – wie schon im vergangenen Jahr auf der Umweltkonferenz in Rio. Sie verfolgen damit aber vor allem das Ziel, die jetzt gültigen Schutzvorschriften im Abkommen gänzlich zu kippen. Ohne Schutzvorschriften im Norden müsse schon aus Gerechtigkeitsgründen auch im Süden das „Target 2000“ fallen, so ihr Argument. Alles andere sei Kolonialismus.

Die malayische Forderung nach dem Waldschutz im Norden ist eine Versuch, das ganze Abkommen zum Platzen zu bringen, ist auch Reinhard Behrend von „Rettet den Regenwald“ überzeugt. Im Juni geht das diplomatische Hickhack um den Tropenwald-Schutz in Genf weiter. Um die Bäume geht es dabei kaum noch – vor allem soll der Schwarze Peter für die anhaltende Abholzung verteilt werden. ten