Hunsrück-Airport eröffnet

■ Sondererlaubnis für Flughafen Hahn / Brüderle: Fette Jahre stehen bevor

Im Hunsrück hat die Ära des zivilien Luftverkehrs begonnen. Mit 144 Mallorca-Urlaubern an Bord startete Samstag die erste Chartermaschine von Hahn Airport. Die rheinland-pfälzische Landesregierung scheint damit der Verwirklichung eines Prestigeobjektes nähergekommen zu sein. Obwohl eine endgültige rechtliche Klärung der zivilen Nutzung des ehemaligen US-Militärflughafens noch aussteht, hatte die Airport-Gesellschaft eine Sondererlaubnis für 25 Starts und Landungen erwirkt.

Volksfeststimmung auf dem Hahn. In Hangar 411, wo früher Kampfbomber repariert und gewartet wurden, gibt es Freibier und Erbensuppe. Eine Blaskapelle spielt „Muß i denn...“ und die Edelsteinkönigin aus Idar-Oberstein vermittelt den 150 geladenen Gästen ein wenig Lokalkolorit: Hahn Airport, der Regionalflughafen mit Charme.

Reiner Brüderle, Minister für Wirtschaft und Verkehr, läßt es sich nicht nehmen, jeden Fluggast per Handschlag zu verabschieden. Er baut darauf, daß die Passagiere Hahn als „Airport mit familiärem Charakter“ schätzen lernen und prognostiziert bis 1998 per annum 380.000 Passagiere und 7.500 Starts und Landungen. Bei stufenweisem Ausbau des Flughafens seien eine Million Passagiere im Jahr 2010 „nicht unrealitisch“. Staatssekretär Ernst Eggers, Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft kommentiert den Abflug des Condor-Jets: „Ein wichtiges Etappenziel ist erreicht.“ TUI- Vorstandsmitglied Karl Born meint voller Optimismus: „Hahn- Mallorca, das wird eine Erfolgslinie.“ Nächstes Jahr sei Kreta als zusätzliches Flugziel denkbar.

Ob das Chartergeschäft ein wirtschaftlicher Erfolg wird, darüber entscheiden die Fluggäste. Die Airport-Gesellschaft lockt mit Parken zum Nulltarif (Frankfurt 180 Mark); TUI wirbt mit 15 Mark billigeren Flugtickets und kurzen Check-in-Zeiten; Condor verheißt: Landen ohne Warteschleifen. Doch bereits jetzt deutet sich an, daß die geplanten Flüge zu weniger als 50 Prozent ausgelastet sein werden.

Auch die „Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen Hahn“ bewertet die wirtschaftlichen Chancen für den freiwerdenden Nato- Flughafen negativ. Gerade im Luftfrachtbereich, der als Standbein von Hahn geplant ist, werden in großen und mittelgroßen Flughäfen wie Frankfurt und München die Kapazitäten erweitert. Hahns größte Handicaps seien die abgeschiedene Lage und die schlechte Verkehrsanbindung. Der Mainzer Regierungskoalition aus SPD und FDP wirft die Bürgerinitiative vor, sie mache die „strukturelle Entwicklung“ des Rhein-Hunsrück- Kreises von „einem einzigen fragwürdigen Großprojekt“ abhängig. Vertreter der BI überreichten Brüderle einen Gutschein für einen Segelflug „über den schönen Hunsrück“.

Derzeit ist eine Klage der Bürgerinitiative gegen die Erteilung der „Außenlandeerlaubnis“ nach Paragraph 25 Luftfahrtgesetz für Hahn beim Oberverwaltungsgericht Koblenz anhängig. Einen „vorzeitigen Betriebsbeginn“ – wie im Falle Hahn geschehen – kenne das Luftverkehrsrecht nicht, argumentieren die Flughafengegner. Markus Dufner